Igor Stravinsky: Oedipus Rex, Apollon Musagète; Jennifer Johnston (Jocasta), Start Kelton (Oedipus), Gidon Saks (Creon), David Shipley (Tiresisas), Benedict Quirke (Sheperd), Fanny Ardant (Narrator), Monteverdi Choir, London Symphony Orchestra, Sir John Elliot Gardiner; 1 CD LSO-Live LSO 0751; 2013 (79‘13) – Rezension von Manuel Ribeiro

Stravinskys herrliches Opernoratorium ‘Oedipus Rex’ in lateinischer Sprache entstand in Zusammenarbeit mit Jean Cocteau. Stravinsky selbst definierte dieses Werk seiner neo-klassischen Phase als ein ‘Merzbild’ mit Schatten von Bellini, Verdi, Berlioz und Puccini. Uraufgeführt wurde ‘Oedipus Rex’ im Jahre 1927.

‘Apollon Musagète’ ist eine weitere Inspiration der Antike, Ballettmusik nicht für Diaghilev, sondern für eine US-amerikanische Truppe. Expressivität und theatralischer Formaufbau sind die Hauptmerkmale des Balletts, das die LSO-Steicher glänzend herüberbringen.

Im ‘Oedipus Rex’ dirigiert Sir John Elliot Gardiner das ‘London Symphony’ sowie einen der weltbesten Chöre, den ‘Monteverdi Choir’. Der Barockexperte Gardiner überrascht mit einer wirklich außergewöhnlichen und sehr kraftvollen Stravinsky-Interpretation. Mit monumentaler Opulenz, kräftigen Klangfarben bei Streichern und Blech, sowie, im Kontrast dazu, sehr delikaten Holzbläsern, erreicht er im Ausdruck eine tragische Grösse. Stimmen, Orchester und Chor sind perfekt aufeinander abgestimmt.

Unter den Solisten glänzen Jennifer Johnston und Stuart Skelton. Mit seinem krächzenden Gesang ist Gidon Saks allerdings enttäuschend. Als Erzählerin der französischen Rezitativtexte wurde die Schauspielerin Fanny Ardant gewonnen. Ihre tiefe Frauenstimme klingt charmant, aber zugleich auch mysteriös, manchmal auch etwas übertheatralisch.

Schade, dass die matte und an Transparenz mangelnde Tonaufnahme die musikalische Wirkung letztlich doch sehr beeinträchtigt. Selbst in der akustisch sicher nicht besonders guten ‘Barbican Hall’ sollte ein besseres Resultat möglich sein.

Though on the musical side, there is much excellence here under Gardiner’s forceful conducting, the recording suffers from an obvious lack of clarity and transparence.

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