Michael Haydn: Missa Sancti Nicolai Tolentini MH 109  + Vesperae pro Festo Sancti Innocentium + Anima nostra MH 452; Jenni Harper, Emily Owen, Sorpan, Helen Charlston, Mezzosopran, Marco Sever, Orgel, St. Albans Cathedral Girls Choir, Lawes Baroque Players, Tom Winpenny; 1 CD Naxos 8.574163; Aufnahme 03/2019; Veröffentlichung 12/2020 (78'54) – Rezension von Uwe Krusch

Die Missa Sancti Nicolai Tolentini ist Johann Michael Haydns erstes größeres Werk der Kirchenmusik, das er in Salzburg geschrieben hat. Die Messe entspricht dem Typus der Missa Solemnis. Auffallend ist die Besetzung, die sowohl im Schaffen Haydns wie auch für das kirchenmusikalische Repertoire in Salzburg als einzigartig zu bewerten ist. Zwei Sopran-Soli stehen einem einstimmigen Chor gegenüber, begleitet von Streichern, Trompeten und Orgel.

Michael Haydns farbenfrohe und erfinderische Musik ist gleichermaßen ausdrucksstark und erbaulich. Die geistliche Musik steht im Mittelpunkt seines Schaffens und wurde von einigen zeitgenössischen Kritikern als der von Joseph überlegen angesehen. Die Messe zeigt ein breites Spektrum an Texturen und Stilen. Seine Begabung für empfindsames lyrisches Schreiben ist auf dieser CD auch in der Vesper zu hören.

Michael Haydn schrieb mehrere Werke für das Fest der Heiligen Unschuldigen, darunter diese Vesperae pro festo SS. Innocentium. Am Salzburger Dom war es üblich, dazu die Kinder des Magisterstudiums an der Messe zu beteiligen. Darauf hat Haydn ihnen die Gesangspartien ausgerichtet. Es ist das letzte vollendete Werk von Michael Haydn.

Die Eigenarten der Werke haben die Beteiligten mit Gespür für die Feinheiten eingefangen. Bedingt durch die mit Mädchenchor und Frauenstimmen besetzen Werke erhalten diese eine lichte Tönung, die eine gewisse Entrückung vermittelt. Sicher in der Beherrschung der Werke, wobei die Vesperae auch vom Werk her den Möglichkeiten des Kinderchors Rechnung tragen, vermitteln die Einspielungen einen gelungenen Einblick in das Schaffen des unbekannteren Bruders von Joseph Haydn. Auch die weiblichen Solostimmen entwickeln die Musik mit Zuwendung und angenehm temperierten Beiträgen. Das Orchester fügt sich mit fließendem Spiel ein, so dass sich alles zu einem gelungenen Ganzen fügt. Die Aufnahme hätte die Musik noch klangschöner präsentieren können. Es entsteht manchmal der Eindruck, dass die Stimmen die Mikrophone ausreizen.

The Missa Sancti Nicolai Tolentini is Johann Michael Haydn’s first major work of sacred music which he wrote in Salzburg. The mass corresponds to the type of the Missa Solemnis. The instrumentation is striking, which is unique both in Haydn’s oeuvre and in the church music repertoire in Salzburg. Two soprano solos are contrasted by a one-part choir, accompanied by strings, trumpets and organ.
Michael Haydn’s colourful and inventive music is both expressive and edifying. Sacred music is central to his work and has been considered by some contemporary critics to be superior to that of his brother Joseph. The Mass displays a wide range of textures and styles. His talent for sensitive lyrical writing can also be heard in the Vespers.
Michael Haydn wrote several works for the Feast of the Holy Innocents, including this Vesperae pro festo SS. Innocentium. It was customary at Salzburg Cathedral to have the children of the Master’s degree students attend mass for this purpose. Haydn arranged the singing parts for them. It is the last completed work by Michael Haydn.
The performance under Tom Winpenny cares for the peculiarities and subtleties of the music. Due to the fact that the works are scored for girls’ choir and women’s voices, they are given a light colour that conveys kind of a bliss. The recording provides a successful insight into the work of Joseph Haydn’s less well-known brother. The female solo voices also develop the music with attention and pleasantly tempered contributions. The orchestra blends in with fluent playing, so that everything comes together to form a successful whole. The recording could have presented the music with even more beautiful sound. Sometimes you get the impression that the voices are pushing the microphones to the limit.

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