Frédéric Chopin: Etüden Nr. 1-12; Alexander Scriabin: Poèmes op. 71 Nr. 1 & 2 + Vers la flamme op. 72 + Danses op. 73 Nr. 1 & 2 + Préludes op. 74 Nr. 1-5 + Klaviersonate Nr. 10; Karlheinz Stockhausen: Klavierstück IX; Daniele Pollini, Klavier; 1 CD Deutsche Grammophon 481 6917; Aufnahmen 2017, Veröffentlichung 22/06/2018 (o.A) – Rezension von Remy Franck

Der Apfel ist nicht weit vom Stamm gefallen. Daniele Pollini spielt seinen Chopin zwar anders als sein Vater Maurizio, energischer, drängender, aber ebenfalls sehr sachlich, technisch hervorragend, sehr klar und transparent. Raum für Poesie gibt es zwar nicht, aber langweilig ist dieser Zyklus der Etüden op. 12 gewiss nicht.

Regelrecht spannend wird die CD mit den Scriabin-Werken. Mit seinem technischen Arsenal von dynamischen Abstufungen, Farbmischungen und Temponuancen dringt Pollini zum Kern der Musik vor, weil er das esoterisch-Mysteriöse hörbar macht. Das wiederum macht den Unterschied zu Stockhausens eher mathematisch-organisatorisch begründetem Mystizismus deutlich, in dem Pollini mit vielen Nuancen selbst das Perkussive in eine melodische Linie bringt, die das Rigorose unerwartet kantabel werden lässt.

Daniele Pollini’s Chopin is extremely clear and sober, his Scriabin so nuanced that the essential esoteric mystery is fully sensed by the listener. Stockhausen’s Klavierstück IX also benefits from this nuanced playing which gives the pieces an astonishing lyricism that is absent in other performances which we compared with this one.

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