Ralph Vaughan Williams: Sämtliche Symphonien; The State Symphony Orchestra of the USSR Ministry of Culture, Gennady Rozhdestvensky; 6 CDs Melodyia 10 021 70; 1988/89 (367') – Rezension von Alain Steffen

Neben die Gesamtaufnahmen von Adrian Boult und Bernard Haitink gesellt sich hiermit eine weitere erstklassige Einspielung aller Symphonien von Ralph Vaughan Williams.

Boults sehr britischer Stil zeigt RVW als einen großartigen englischen Komponisten mit dem dazugehörigen typisch pathetischen Sound. Haitink geht nuancierter zu Werke, relativiert den britischen Stil und bringt Williams Musik näher an Mahler heran. Erstaunlicherweise liefert Gennady Rozhdestvensky vielleicht die interessantesten Aspekte dieser Musik. Er gibt lässt sie trotz einer gewissen Nüchternheit und analytischer Strenge doch noch wohltuend pathetisch werden. Das rettet uns vor dem anfangs erwarteten und gefürchteten Tchaikovsky-Plagiat und deckt sehr expressionistische Züge in Ralph Vaughan Williams’ Symphonien auf.

Die Solisten sind exzellent, die Chöre gut und das Staatliche Symphonieorchester erweist sich unter Roshdestvenkys ebenso souveräner wie packender Leitung als hervorragender Klangkörper.

Neben den Referenzaufnahmen aller Shostakovich- und Sibelius-Symphonien hat Melodiya mit dieser Gesamteinspielung der Vaughan Williams Symphonien einen weiteren interpretatorischen Meilenstein in seinem Katalog.

In Ralph Vaughan Williams’s nine symphonies, Gennady Rozhdestvensky is less British than Boult, less Mahlerian than Haitink and far from the Tchaikovsky-like performance one could have expected. At the end the Russians give highly convincing accounts of the symphonies and they do it in a totally different perspective. That makes the performances so outstanding.

 

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