The Violin in Stravinsky's Life; Igor Stravinsky: 2 Stücke aus Rossignol + 3 Stücke aus L’Oiseau de feu + Divertimento aus Le Baiser de la Fée + Duo concertant + Suite italienne aus Pulcinella + Trio-Suite aus L'Histoire du Soldat; Rolf Schulte, Violine, David Levine, Jeffrey Swann, Klavier, Hans Deizner, Klarinette; 2 CDs Aldilà ARCD 016; Aufnahmen 11.1976 + 10.1979 + 11.1979, Veröffentlichung 16.07.2021 (47'00 + 47'14) – Rezension von Uwe Krusch

Während das Divertimento, das Duo concertante und die Suite Italienne zu den häufig gespielten Kammermusikwerken von Stravinsky gehören, sind die hier aufgezeichneten Stücke aus der Nachtigall und dem Feuervogel sowie die Trio-Suite als Auskopplung aus der Geschichte vom Soldaten seltener zu erleben. Die sechs ausgewählten Werke auf zwei CDs zeigen deutlich, dass sich Stravinsky ein Leben lang mit Kompositionen für die Geige auseinandersetzte. Wenn auch hier nicht alles eingeflossen ist, so wird in dem Spiel von Rolf Schulte durchaus die Entwicklungen und Möglichkeiten, die Stravinsky für dieses Instrument nutzte, nachvollziehen können.

Der Geiger Rolf Schulte gehört sicherlich nicht zu denjenigen, die die Medien prägen. Dass er trotzdem einer der Großen seiner Zunft ist, zeigt diese Sammlung, deren Einspielung schon etwas zurückliegt. Schulte gelingt es, der Musik das zirzensisch Leichte mitzugeben, das diese Musik auszeichnet. Dabei setzt er nur seine famosen technischen Fähigkeiten in Klang um und hat dabei noch den Spielraum, die Musik zu formen, ohne virtuos plakativ agieren zu wollen oder zu müssen. Bei seinem Spiel wird die im Vergleich etwa zu Arnold Schönberg andere Herangehensweise von Stravinsky sehr deutlich. Während der Zwölftöner noch romantisch angehaucht schrieb, wirkt Strawinskys Musik konstruierter, wie beispielsweise in der kubistischen Kunst, ohne deswegen aber abstrakt oder leblos zu werden.

Schulte verfügt über ein enormes Potenzial, das er beeindruckend auslebt. An seiner Seite stehen hier der Klarinettist Hanns Deizner für die Suite aus der Geschichte vom Soldaten sowie die Pianisten Jeffrey Swann und David Levine, letzterer in der Suite Italienne. Sie sind die Gegenpole zur Geigenstimme, die sowohl den Halt als auch den Antrieb geben, dass sich der Geiger seinen Part ausformen kann. So geben alle Beteiligten den Werken dynamisch und motorisch abwechslungsreiche Konturen, die sie zu bildreichen Erzählungen verdichten.

While the Divertimento, the Duo concertante and the Suite Italienne are among Stravinsky’s most frequently performed chamber works, the pieces recorded here from the Nightingale and the Firebird, as well as the Trio Suite as an excerpt from The Soldier’s Tale, are more rarely experienced. The six selected works on two CDs clearly show that Stravinsky was engaged in compositions for the violin throughout his life. Even if not everything is included here, in the playing of Rolf Schulte one can certainly understand the developments and possibilities that Stravinsky used for this instrument.
The violinist Rolf Schulte is not one of those who are very popular in the media. That he is nevertheless one of the greats of his guild is shown by this collection, the recording of which dates back some time. Schulte succeeds in giving the music the circus-like lightness that characterizes this music. In doing so, he only translates his splendid technical abilities into sound and still has the leeway to shape the music without wanting or needing to act in a virtuosically striking manner. In his playing, Stravinsky’s different approach compared to Arnold Schoenberg, for example, becomes very clear. While the twelve-tone composer still wrote with a romantic touch, Stravinsky’s music seems more constructed, as in cubist art, for example, but without becoming abstract or lifeless because of it.
Schulte has enormous potential, which he exploits impressively. At his side here are clarinetist Hanns Deizner for the Suite from The Soldier’s Tale and pianists Jeffrey Swann and David Levine, the latter in the Suite Italienne. They are the counterparts to the violin part, providing both the support and the impetus for the violinist to shape his part. Thus all participants give the works dynamically and motorically varied contours, which they condense into narratives rich in images.

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