Weil der Rias-Kammerchor, aus Gründen der politischen Korrektheit wohl, das Programm für sein Berliner Neujahrskonzert geändert hat und statt Händels Oratorium ‘Israel in Egypt’ nun andere Werke aufführen will, hagelt es Kritik.

Im Oratorium ‘Israel in Egypt’ gebe es eine einseitige und alles erobernde Macht, die vor allem durch den Chor repräsentiert werde, erklärt der Chor. Das stößt auf Unverständnis. Die Zeitung ‘Die Welt’ spricht von einem ‘fatalen Signal’, der Berliner Tagespiegel von einer Sensibilität, die unsensibel mache. Auch andere Medien kritisieren die Entscheidung des Chors.

Benedikt Hensel, Professor für Altes Testament, und Michael Sommer, Professor für Alte Geschichte an der Universität Oldenburg schreiben: « Die Exoduserzählung ist bis heute eine Grunderzählung menschlichen Strebens nach Freiheit. Die Reformation Martin Luthers, die amerikanische Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King oder die Landlosenbewegungen Südamerikas gewannen ihre Kraft aus dieser Erzählung. Man sollte meinen, dass diese kräftige Freiheitsbotschaft gerade jetzt in unsere Zeit gehört. Dass nun in der RIAS-Erklärung in einem Atemzug « der Krieg im Nahen Osten“ mit der « einseitigen und alles erobernden Macht“, die « im Chor repräsentiert wird“, genannt wird, ist entlarvend: Wer die Geschichte durchdenkt, könnte meinen, hier sei Ägypten gemeint. Weit gefehlt: Der Chor besingt die Zehn Plagen unter Gottes Ausführung und den Auszug der Israeliten aus Ägypten. Der RIAS-Chor will die Erzählung mit Biegen und Brechen auf den Kopf stellen. »

  • Pizzicato

  • Archives