Gaetano Donizetti & Simon Mayr: Messa di Gloria und Credo; Gaetano Donizetti: Ave Maria; Simon Mayr: Sanctus, Agnus Dei; Siri Karoline Thornhill, Marie-Sophie Pollak, Marie-Sande Papenmeyer, Mark Adler, Martin Berner, Simon Mayr Chor, Bayerischer Staatsopernchor, Concerto da Bassus (Konzertmeister und Solo: Theona Gubba-Chkheidze), Franz Hauk; 1 CD Naxos 8.573605; Aufnahmen 09/2014, Veröffentlichung 12/2016 (86‘19) – Rezension von Uwe Krusch

Das Zusammenfügen von Stücken aus früher komponierten Sätzen oder auch aus ergänzend aktuell hinzugefügten Partien zu einem neuen Ganzen wird als Pasticcio bezeichnet. Ab dem 18. Jahrhundert war dies insbesondere bei Opern üblich, um auf lokale Anforderungen an neuen Aufführungsorten reagieren zu können. Diese Vorgehensweise war aber auch in kirchenmusikalischen Kontexten gebräuchlich. Und es bleibt zu ergänzen, dass sich die Komponisten der Zeit auch der vorhandenen Musik ihrer Kollegen bedienten und diese in ihr Werk einfügten.

Ein solches Pasticcio wurde jetzt für die vorliegende Aufnahme aus einzelnen Komponenten von Gaetano Donizetti und seinem Lehrer Johann Simon Mayr erstellt. Alle Teile zusammen ergeben eine vollständige Messe, in der das Credo mit mehr als einer dreiviertel Stunde Dauer allein den üblichen zeitlichen Rahmen überschreitet. Insgesamt ergibt das eine prall gefüllte CD.

Doch ist diese Aufnahme über das rein Formale hinaus vor allem ein großer Ohrenschmaus. Denn die Teile fügen sich wirklich nahtlos ineinander. Und der Hörgenuss gilt insbesondere auch für den geradezu opernhaften, um nicht zu sagen fröhlichen Charakter der Musik. Ursächlich dafür ist sicher die italienische Komponente. Wie auch heute in der Finanzpolitik besteht durchaus ein Unterschied in der grundlegenden Lebenseinstellung zwischen den südlichen und den nördlichen europäischen Regionen.

Diese verschiedenen Herangehensweisen spiegeln sich auch in der Musik, wenn insbesondere die Kirchenmusik durchaus auch als Oper oder Theatermusik funktionieren würde. Dem steht auch nicht der in Bayern geborene Mayr entgegen, der vor allem in Venedig studierte (und heiratete) und viele Jahre in Bergamo lebte und damit die italienische Lebensart kennen und lieben lernte. Und Donizetti ist natürlich gebürtiger Italiener. Diese gewisse Leichtigkeit des Seins wird hier zum dominierenden und einnehmenden Faktor. Dazu trägt auch das anspruchsvolle Violinsolo im ‘Qui sedes’ des Gloria bei.

Die Interpreten stürzen sich mit Hingabe in die Aufgabe. Chor, Orchester und Dirigent wurden aus lokalen Kräften des Herkunftsgebietes von Mayr zusammengestellt. Die Gesangsolisten haben einen weiteren Hintergrund. Einige sind auf die historische Aufführungspraxis fokussiert, die Mehrheit ist an Opernhäusern in Deutschland engagiert. Ihnen gelingt dennoch eine geschlossene Ensemble-Darstellung, die die Lebensfreude der Werke unmittelbar auf den Zuhörer vermittelt und das Lauschen zu einem vergnüglichen Genuss werden lässt.

Pasticcio-technique was used to create a Mass consisting of pieces written by Donizetti and Mayr. The music is joyful and luminous, and this character is well matched by the cheerful performance

 

  • Pizzicato

  • Archives