Maurice Ravel: Ravel: Alborada del gracioso (Klavier- und Orchesterfassungen) + Le Tombeau de Couperin (Klavier- und Orchesterfassungen) + Klavierkonzert G-Dur; Javier Perianes, Klavier, Orchestre de Paris, Josep Pons; 1 CD Harmonia Mundi HMM902326; Aufnahme 2017/2018, Veröffentlichung 29/11/2019 (80') - Rezension von Remy Franck

Diese CD beginnt gleich mit etwas Außergewöhnlichem, der Orchesterversion von Alborado del Gracioso in einer unglaublich aufgefächerten, ungemein lebhaften und klanglich angereicherten Interpretation. Da sorgen Josep Pons und das Orchestre de Paris für ein wirklich neues Klangerlebnis.

Nicht weniger innovativ geht Javier Perianes an die Klavierfassung von Le Tombeau de Couperin an. Das Grab des geehrten Komponisten wird quasi barock verziert, wobei Ravel auch immer zurücktreten darf, um die Arbeit am Grab liebevoll zu betrachten.

Und wenn Pons und Perianes dann gemeinsam das G-Dur-Konzert angehen, geht es im ersten Satz nicht um schnittige, klangscharfe und schlanke Eleganz, sondern um Farben, Kontraste, um klangliche Vielfalt, die durchaus auch ekstatisch werden kann, aber eben immer reicher und stimmungsvoller bleibt als in vielen anderen Interpretationen. Ich kann mich nicht erinnern, soviel Musik in diesem Satz gehört zu haben. Sehr attraktiv ist auch der zweite Satz, völlig unsentimental, aber sehr schön und spannend.

Und dann kommt im dritten Satz wieder die Klangerfahrung: Perianes bringt so viel Differenzierungskraft in Farben und Rhythmik ein, dass man aus dem Staunen nicht herauskommt. Und was im Orchester alles passiert ist genauso …, ja, man kann das Wort für einmal gebrauchen, sensationell. Und wie schon im ersten Satz ist es bei allem Pulsieren und aller Schnelligkeit kein ICE, der vorbeirast, sondern eher ein vier Minuten andauernder Windstoß, der die farbigen Herbstblätter in die Luft wirbelt.

Die Orchesterfassung des Tombeau de Couperin gestaltet Josep Pons sehr sensuell, klanglich wiederum sehr reich, wobei die Solisten des Orchestre de Paris brillieren.

Javier Perianes beschließt das spiegelförmig aufgebaute Programm mit einer sehr tänzerischen, rhythmischen Interpretation, die sich nicht auf die graziöse Eleganz beschränkt, die man bei anderen Pianistin in diesem Stück zu hören bekommt. Ravel wurde ja in einem kleinen baskischen Dorf an der französischen Grenze zu Spanien geboren und pflegte immer seine iberischen Wurzeln. Seine Musik hat viele Elemente spanischen Einflusses. Und so wie er auf dieser CD erklingt, ist er bis ins Mark spanisch.

This CD begins with an outstanding orchestral version of Alborado del Gracioso in an unbelievably diversified, incredibly lively and enriched interpretation. Josep Pons and the Orchestre de Paris provide a truly new sound experience.
No less innovative is Javier Perianes’ approach to the piano version of Le Tombeau de Couperin. The grave of the honoured composer is decorated in baroque style, whereby Ravel is always allowed to step back and to look lovingly at the work on the grave.
In the G major Concerto the first movement is not played with shiny, sharp and slender elegance, but with many colours, contrasts, thus providing an excitingly rich and atmospheric sound. I can’t remember having heard so much music in this movement. The second movement is also very attractive, completely unsentimental, but very beautiful and stimulating.
In the third movement Perianes displays an amazing differentiation of colours and rhythm. And what happens in the orchestra is just as …, well, yes, let’s use the word for once, …sensational. And like in the first movement, with all the pulsation and quickness, we don’t have the impression of a high speed train passing by, but rather of a four-minute gust of wind whirling the multi-coloured autumn leaves in the air.
Josep Pons creates the orchestral version of the Tombeau de Couperin very sensitively, again with a very rich sound.
Javier Perianes concludes the program with a very dancing, rhythmic version, never limited to the graceful elegance that you can hear from other pianists. He certainly reminds us that Ravel was born in a small Basque village on the French border with Spain and cultivated his Iberian roots. On this CD, Ravel is Spanish to the core.

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