York Bowen: Sonate für Viola und Klavier Nr. 1; Frank Bridge: Stücke für Viola und Klavier; Benjamin Dale: Fantasie für Viola und Klavier; Gernot Adrion (Viola), Yuki Inagawa (Klavier); 1 CD Cavi 8553173; Aufnahme 10/2013, Veröffentlichung 03/2018 (65:52) – Rezension von Uwe Krusch

Drei Werke vom ersten Jahrzehnt des letzten Jahrhunderts von englischen Komponisten beleuchten mit ihrer Ausrichtung auf die Viola einen Sektor, der wenig gespielt wird und damit wenig bekannt ist. Der geläufigste Name dürfte noch Frank Bridge sein, während York Bowen und Benjamin Dale, die alle in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts geboren wurden und bis etwa zur Mitte des Zwanzigsten lebten, eher ein Schattendasein fristen. Ihr Stil knüpft noch an die Romantik oder Klassik an und eröffnet dezent neue Welten in Richtung Impressionismus. Gewisse Einordnungen, wie die, dass Bowen der englische Rachmaninow sei, treffen auf dieses Werk jedenfalls nicht zu, da der Einfluss des Russen erst danach hinzukam und erst in späteren Werken aufgezeigt werden kann.

Da Bowen und Bridge die Bratsche selber vorzüglich spielten, sind ihre Werke zwar technisch und musikalisch sehr anspruchsvoll, liegen aber auch gut in der Hand und sind damit realisierbar. Ihre Kompositionen für die Bratsche waren wohl auch durch den damals gerade verfügbaren exzellenten Solisten Lionel Tertis inspiriert.

Die Solisten dieser Sammlung spielen schon gut ein halbes Jahrzehnt zusammen. Gernot Adrion ist stellvertretender Solobratscher in Berlin beim Rundfunksinfonieorchester und auch engagierter Kammermusiker. Sein Spiel weiß die Vorzüge der Viola, also den großen, weichen, dunkel temperierten Ton, elegant und ansprechend auszudrücken. Seine Darstellungen sind so überzeugend, dass ein Hörer weder die Höhen der Geige noch die noch tieferen Register eines Cellos vermisst. Vielmehr wird einfach der sonore Klang des oftmals auf die unbeachtete Nebenstimme reduzierten Instruments mit Freude entdeckt.

Die in ihrer Heimat Japan und in Berlin ausgebildete Pianistin Yuki Inagawa ist vor allem im Berliner Umkreis konzertierend und auch didaktisch aktiv. Ihre Fähigkeiten werden in den hier eingespielten Werken ebenso wie die des streichenden Partners gefordert, da die Komponisten auch veritable Pianisten waren und deshalb mit den Schwierigkeiten für diesen Part nicht geizten. Ihr gelingt das Zusammenspiel mit der Bratsche in einer gelungenen Mischung aus begleitender Unterstützung und auch eigener Emphase der das Klavier hervorhebenden Passagen.

A less known aspect of English music are viola chamber works from the beginning of the last century. Composers Bowen, Bridge and Dale have composed characterful pieces basically romantic, but at the same time on the edge to more modern expressions. Soloists Adrion and Inagawa are a well-functioning team and provide very fine, elaborated performances.

 

  • Pizzicato

  • Archives