Marc Minkowski
(c) Marco Borggreve

Das Luxemburger Musikleben pulsiert geradezu, meint Pizzicato-Rezensent Uwe Krusch, wenn in dieser scheinbar stillstehenden Zeit neben anderen Formaten drei klassische Konzerte innerhalb von fünf Tagen in der Luxemburger Philharmonie erklingen. Den Abschluss machten Les Musiciens du Louvre unter der Leitung von Marc Minkowski mit ihrem schon beinahe seit zwanzig Jahren erprobten Programm einer imaginären Symphonie.

Die Künstler brachten damit zum Ausdruck, dass der alleinige Komponist des Abends, Jean-Philippe Rameau, keine rein orchestralen Werke komponiert hat. Früh in der Kammermusik aktiv, wechselte er spät ausschließlich zu Bühnenmusiken. Dabei entwickelte er eine zugleich auf vorliegende Formen etwa zurückgreifende, wie mit Gespür für neue Klangfarben gestaltete Werke. Wenn er etwa aus unzusammenhängend wirkenden Floskeln eine Linie entwickelt, lässt sich das biblische Chaos leicht nachvollziehen. Ebenso in den grandios lautmalerischen Beschreibungen vom Gegacker im Hühnerhof, Gewittern oder einem ebenso bildhaften Tanz der Wilden. Aber ebenso kann er ruhige Bilder schaffen, wie etwa in Fêtes d’Hébé die sich aus dem Streicherklang lösende Flöte die Erschaffung der Eva aus der Rippe des Adam versinnbildlichen mag.

Sechzehn fein zueinander abgestimmte und angeordnete Sätze aus sechs Opern und Balletten von Rameau fügten sich zu einer mehr als einer abwechslungsreichen Stunde Musik, die von den Musiciens du Louvre mit Verve und Können dargereicht wurden. Eine Ermüdung aus den Jahren der Vorbefassung ist zum Glück nicht zu erkennen.

Minkowski, der einleitend noch Dankesworte zur Auftrittsmöglichkeit und zum Programm dargeboten hatte, leitete mit der nötigen Nonchalance und publikumsgerechten Prägnanz durch das Programm bis hin zur Zugabe, bei der er, wie bei dem finalen Promenadenkonzert der Insulaner das Klatschen der Audienz zur Musik koordinierte. Für Stimmung war also gesorgt.

Dass vorher musikalische Leckerbissen der feinen und der effektheischenden Art zu hören gewesen waren, trat dann für den Moment in den Hintergrund, wurde aber nicht vergessen. So konnten etwa die im Stehen spielenden Holzbläser den Abend über brillieren. Dabei kam den vier Fagotten eine hervorgehobene Rolle zu, da Rameau sie nicht nur als Continuoinstrument, sondern in eigenständig tragenden Rollen einsetzt. Die beiden Hornisten mussten den ganzen Abend untätig bis auf einmal wenige Töne ausharren. Ähnlich erging es dem Trompeter, der aber wenigstens zum Abschluss veritabel glänzen durfte und konnte. Schlagkräftig sorgfältig und ausdrucksstark auch der Perkussionist. Die Streicher hatten sich gut auf die weiten Sitzabstände eingestellt, so dass sie trotzdem ausgezeichnete Gruppenleistungen erbrachten.

So bildete dieses Konzert der Zeitreise-Serie in der Philharmonie einen krönenden Anschluss der Woche. Einige eingängige Melodien summten sicherlich einige Zuhörer auf dem Rückweg noch weiter.

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