For the Baltic Sea; Carl Nielsen: Streichquartett Nr. 1 g-Moll op. 13; Wilhelm Stenhammar: Streichquartett Nr. 6 d-Moll op. 35; Lotta Wennäkowski: Culla d'Aria; Andrea Tarrodi: Sorg och Glädje; Kamus String Quartet (Terhi Paldanius, Jukka Untamala, Violine, Jussi Tuhkanen, Viola, Petja Kainulainen, Cello); 1 SACD Alba ABCD462; Aufnahme 12.2019, Veröffentlichung 15.10.2021 (Int.), 20.10.2021 (D) - (65') - Rezension von Remy Franck

Das 2002 gegründete Kamus Quartet hat ein Programm mit Musik aus dem baltischen Raum aufgenommen. Zunächst ist Carl Nielsen Erstes Streichquartett in einer überaus feinen und beseelten Interpretation zu hören. Das Quartett spielt mit klarem und zugleich auch warmem Klang. Ausgezeichnet gefällt das direkt enthusiastisch gespielte Scherzo, wobei dem folkloristischen Trio in der Satzmitte besondere Aufmerksamkeit geschenkt wird. Auch der leidenschaftlich angegangene Finalsatz ist hervorragend gelingen.

Stenhammars spätes sechstes Quartett ist in einer ganz anderen Welt angesiedelt. Es erkundet neue Wege an der Schwelle von der Spätromantik zum Impressionismus. Das Kamus Quartet entführt uns im ersten Satz in mysteriös ätherische Klangwelten, die sich mit ganz irdischen Passagen abwechseln. Auch die übrigen Sätze dieses wunderschönen Quartetts werden inspiriert ausgelotet, wobei insbesondere der langsame Satz sehr bewegend für den Zuhörer wird.

Es folgt ein sehr modernes Stück, Culla d’aria (Wiege der Luft) der finnischen Komponistin Lotta Wennäkoskidas. Es entwickelt sich in 11 Minuten von karg schwingenden Klängen (sie hören sich wie eine sich im Wind bewegende, nicht geölte Metalltür an) zu etwas vitaleren Klangfiguren, ehe am Schluss eine Windstille für kaum Vernehmbares sorgt.

Das letzte Stück ist ein elegisches Duett für Bratsche und Cello, Sånger av sorg och glädje (Lieder von Trauer und Freude), des schwedischen Komponisten Andrea Tarrodi. Es wird stimmungsvoll und unmittelbar packend gespielt von Jussi Tuhkanen und Petja Kainulainen.

The Kamus Quartet, founded in 2002, has recorded a program of music from the Baltic region. First up is Carl Nielsen’s First String Quartet in an exceedingly fine and soulful interpretation. The quartet plays with a clear and at the same time warm sound. The directly enthusiastic Scherzo is very pleasing, with special attention paid to the folkloric trio in the middle of the movement. The passionate final movement is also superbly accomplished.
Stenhammar’s late sixth quartet is set in a very different world. It explores new directions on the threshold from late Romanticism to Impressionism. In the first movement, the Kamus Quartet transports us to mysteriously ethereal sound worlds that alternate with quite earthly passages. The remaining movements of this beautiful quartet are also explored in an inspired manner, with the slow movement in particular becoming very moving for the listener.
A very modern piece follows, Culla d’aria (Cradle of Air) by Finnish composer Lotta Wennäkoskidas. It evolves in 11 minutes from sparse swinging sounds (they sound like an unoiled metal door moving in the wind) to somewhat more vital sonic figures before a stillness of wind at the end makes for barely audible sounds.
The final piece is an elegiac duet for viola and cello, Sånger av sorg och glädje (Songs of Sorrow and Joy), by Swedish composer Andrea Tarrodi. It is atmospherically played by Jussi Tuhkanen and Petja Kainulainen.

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