Valery Gergiev
Foto: Marco Borggreve

Eine Petition und einen offenen Brief an Politiker und Presse hat eine Gruppe von russischen und baltischen Emigranten auf den Weg gebracht, um die Verantwortlichen  aufzurufen, den Amtsantritt Valery Gergievs als Chefdirigent der Münchner Philharmoniker zu verhindern.

In dem Text heißt es: « Es ist das erste Mal seit dem Anschluss im Jahre 1938, dass in Europa eine Annexion stattgefunden hat. Unter der Führung von Präsident Putin hat die Regierung Russlands die Halbinsel Krim, ein Territorium des Nachbarstaates Ukraine, de facto besetzt. Als Vorwand für diese Aggression diente die angebliche Verfolgung dort lebender ethnischer Russen, auch wenn die Regierung Putin kein einziges konkretes Beispiel hierfür anzuführen vermochte. Das Gegenteil ist der Fall: was die Toleranz und die Garantien der Rechte von Minderheiten betrifft, unterschied sich die Ukraine bis dato in keiner Weise von den Staaten der Europäischen Union.

In diesen verhängnisvollen Tagen sind wir besonders verwundert über die direkte und bedingungslose Unterstützung der imperialen Politik Putins seitens der Spitze des russischen Kulturestablishements, deren Musiker, Schriftsteller, Theater- und Filmregisseure Verbindungen zu den Machthabern pflegen. So haben der Dirigent Valery Gergiev, der Geiger Vladimir Spivakov, der Bratschist Jury Bashmet, der Pianist Denis Matsuev, der Sänger Josif Kobson und andere ein Schreiben unterzeichnet, welches den Anschluss der Krim an Russland begrüßt.

Als Gipfel des Zynismus ist die Tatsache anzusehen, dass genau diese Leute Gastspiele auf der ganzen Welt geben, Festivals durchführen und mit Unterstützung verschiedenster westlicher Stiftungen, westlicher Privatpersonen und gewöhnlicher Steuerzahler Ruhm und Geld ernten. Wir sind über die Tatsache entrüstet, dass der Dirigent Valery Gergiev bald Chefdirigent der Münchner Philharmoniker wird. Das bedeutet, dass eine staatliches deutsches Orchester im Namen und auf Kosten des deutschen Steuerzahlers von einem Menschen geleitet wird, der die militärische Intervention der russischen Armee in Georgien im Jahre 2008 aktiv unterstützte, das Gesetz zur Unterdrückung sexueller Minderheiten in Russland guthieß und nun den Anschluss der Krim öffentlich unterstützt. Solch eine Situation betrachten wir als nicht hinnehmbar. »

Die Gruppe fordert von den europäischen Staaten, Maßnahmen zu ergreifen, u.a. eine Visumsbeschränkung für die in Frage kommenden Künstler.

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