Andrzej Kwiecinski: Umbrae, Luci nella notte V, Contregambilles, mural; Royal String Quartet, Tomasz Januchta, Kontrabass; 1 CD Dux 1371; Aufnahme 06/2016, Veröffentlichung 02/2017 (46:03) – Rezension von Uwe Krusch

Eine spannende Konfrontation von Anklängen an Gérard Grisey und auch barocken Zitaten liefert der polnische Komponist Andrzej Kwiecinski mit Musik für Streichquartette bzw. Quintette, bei denen ein Kontrabass das Fundament gibt.

In seiner Jugend mit den politischen Entwicklungen im Kontext der Gewerkschaft Solidarnosc konfrontiert, gab ihm die anschließende Öffnung des Staates die Möglichkeit, sich in den Niederlanden niederzulassen. Mit Mentoren wie etwa Louis Andriessen und Kontakten zu Grisey, Lachenmann und Sciarrino entwickelte er seinen eigenen Stil, der neben den genannten Bezugspunkten auch immer wieder Elemente der Barockmusik verarbeitet.

Zwei Stücke für Streichquartett, ‘Luci nella notte V’ und ‘Contregambilles’, die 2014 im Auftrag des ‘Royal String Quartet’ entstanden, werden von den Quintetten ‘Umbrae’ und ‘mural’ umrahmt. Während ‘Umbrae’ noch in Polen entstand, hat Kwiecinski die anderen Werke in Den Haag komponiert.

‘Umbrae’ erinnert mit seinen rhythmischen und mikrotonalen Rückungen an minimal musikalische Eindrücke und soll sich entwickelnde Ideen widergeben, die sich vor einem im Schatten liegenden Original ergeben. Das Werk ‘mural’ wirkt dagegen wie aus den Fugen geraten, von stillen bis hin zu wilden Passagen. Der Einfluss Gerard Griseys lässt sich hier nicht verleugnen.

‘Luci nella notte V’ ist das bisher letzte Werk einer gleichnamigen Reihe. Es kann mit vier Quartetten oder mit einem auftretenden Quartett mit bereits vorher aufgenommenen Zuspielungen aufgeführt werden. Roter Faden ist der Ton A. Wie bei ‘mural’ arbeitet der Komponist mit Rückungen. Wiederholte Akkorde erzeugen eine eisige Atmosphäre, wie sie auch bei Purcell in ‘King Arthur’ oder bei Prokofiev in ‘Alexander Nevsky’ vorkommen.

‘Contregambilles’ zeigt auch einmal die humorige Seite des Komponisten. Bezugspunkt sind hier Tanzsätze aus Suiten von Rameau. Am Ende wird statt des erwarteten Solos der Bratsche ein Tambourin zum Einsatz gebracht.

Das polnische ‘Royal String Quartet’ und der Kontrabassist meistern die technischen Herausforderungen ohne Fehl und Tadel. Die vertrackten musikalischen Aussagen werden mit Elan an die Hörerschaft gebracht.

Andrzej Kwiecinski’s Quartets and Quintets combine elements from contemporary composers like Grisey and baroque quotations in a very personal style. Microtonal shifts, small musical motifs and gimmicks like fingernail pizzicato on the bridge indeed present a composer on its own path. The performances are flawless.

 

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