Bach: Suite in a-Moll, BWV 818а; Scarlatti: Sonaten K. 8, 17, 96, 259; Beethoven: Klaviersonate Nr. 6; Chopin: Sonate No. 3 op. 58 + Nocturnes Nr. 4 op. 15/1 & Nr. 19 op. 72/1 + Walzer Nr. 8 op. 64/3 & Nr. 4 op. 34/3; Mikhail Pletnev, Klavier; 2 CDs Melodyia 1002581; Live Aufnahme: 31/10/79; Veröffentlichung: 11/2018 (RU, F) 01/03/2019 (UK, US) - (94'39) Rezension von Alain Steffen

Dieses Live-Rezital von Mikhail Pletnev, aufgenommen am 31. Oktober 1979, dokumentiert auf zwei CDs das Talent eines noch ganz jungen, aufstrebenden Pianisten, der ein Jahr zuvor mit 21 Jahren den ersten Preis beim Tchaikovsky-Wettbewerb in Moskau gewonnen hatte. Pletnev begeistert vor allem auf der ersten CD, also im ersten Konzertteil. Darin spielt er die Suite BWV 818a von Johann Sebastian Bach, vier  Sonaten (K.17, 8, 259 & 96) von Domenico Scarlatti und die 6. Klaviersonate von Ludwig van Beethoven. Jede dieser Interpretationen ist phantastisch, weil der junge Pletnev sich von der klassischen russischen Tradition löst, zwar immer noch hochvirtuos zu Werke geht, allerdings z.T. auch sehr verhalten und intellektuell phrasiert. Einerseits sind seine Bach-, Scarlatti- und Beethoven-Interpretationen sehr musikantisch, andererseits spürt man aber auch in jedem Takt, wie überlegt, konsequent und mit welcher konstruktiver Logik Pletnev die Musik gestaltet und entwickelt. Das ist über weite Strecken schlichtweg genial!

So sehr der erste Konzertteil begeistert, so sehr enttäuscht der zweite, der Frédéric Chopin vorbehalten ist. Weder die zögerlich interpretierte Klaviersonate Nr. 3, noch die Nocturnes und die Walzer können wirklich überzeugen. Zwar merkt man durchgehend das Potential des jungen Pianisten, aber seine Chopin-Interpretationen wollen nicht so recht greifen. Da fehlen die Spritzigkeit, die expressive Geste und auch der melodische Fluss. Fast hat man den Eindruck, als habe Pletnev zu viel Ehrfurcht vor dem Komponisten. Aber diese CD ist dennoch ein interessantes Dokument und seit seinen Konzerten und späteren Aufnahmen weiß man, dass sich Mikhail Pletnev im Laufe der folgenden Jahre zu einem exzellenten Chopin-Pianisten entwickelt hat.

Well thought and virtuoso performances of works by Bach, Scarlatti and Beethoven cannot match the rather refraining interpretations of the compositions by Chopin. Nevertheless this historic recording is an interesting release, showing a young and talented pianist in his barky years.

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