Guy Wagner
(c) Remy Franck

Übers Wochenende ist der Luxemburger Schriftsteller und Musikkritiker Guy Wagner im Alter von 78 Jahren verstorben. Mit ihm verliert Luxemburg einen seiner erfahrensten und gebildetsten Musikpublizisten. Seine Rezensionen im Pizzicato waren für den Leser immer eine Bereicherung, und wir werden ihn als Mitarbeiter sehr vermissen. Seiner Familie drücken die Pizzicato-Verantwortlichen ihr tiefes Mitgefühl aus.

Guy Wagner begann seine berufliche Karriere als Lehrer. Von 1985 bis 1992 war er Direktor des Escher Stadttheaters. Im Herbst 1992 wurde er zum Koordinator für die Veranstaltungen von Luxemburg Kulturstadt Europas 1995 ernannt, ein Amt, das er Anfang 1994 niederlegte. Bis 2000 war er Lehrbeauftragter am ‘Lycée technique des arts et métiers’ in Luxemburg.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit war Guy Wagner kulturpolitisch engagiert. Er leitete Schülertheatergruppen, war 1981 Mitbegründer des CEPA und der Europäischen Sommerakademie sowie Initiator der Internationalen Stiftung Mikis Theodorakis (Filiki). Nach Beiträgen in ‘Luxemburger Wort’ wurde er Mitarbeiter von ‘Tageblatt’, ‘Le Phare’ und ‘Galerie’. Er war Gründer und Leiter der Kulturbeilage ‘Kulturissimo’ des ‘Tageblatt’ und schrieb seit 2009 über Musik im Magazin ‘Pizzicato’.

Guy Wagner schrieb seit den frühen 70er Jahren engagierte Lyrik, Erzählprosa und Theaterstücke.

Verbunden ist sein Name vor allem mit Mikis Theodorakis. Guy Wagners 1983 auf Deutsch erschienene Theodorakis-Biografie wurde in Zusammenarbeit mit dem Komponisten für die zweite deutsche und die französischen Ausgabe von 1995 bzw. 2000 überarbeitet und ergänzt.

Das Leben und die Werke von ungefähr 40 Luxemburger Komponisten stellte Guy Wagner 1986 vor.

Einem historischen Thema wandte er sich 1991 mit der Studie ‘Frère Mozart’ über Mozart als Freimaurer zu, die 1996 stark erweitert unter dem Titel ‘Bruder Mozart’ auf Deutsch erschien.

Auf musikalischer Ebene erschien 2004 der Roman ‘Winterreise’. Wagner sagte: « Ich habe an ihm seit 1996 gearbeitet. Das Werk wurde nach jahrelangen Recherchen zwischen August 2003 und Juni 2004 niedergeschrieben. Ich reichte es zum Nationalen Literaturwettbewerb 2004-2005 ein. Es erhielt den Ersten Preis und erschien in den Editions PHI. »

Anlässlich des 50. Todestags von Erich Wolfgang Korngold erschien ‘Korngold. Musik ist Musik’, eine ausführliche Biographie dieses immer noch allzu verkannten Komponisten, der als Wunderkind die Welt vor dem 1. Weltkrieg in Erstaunen versetzte, dessen Schöpfungen fürs Kino die Filmmusik für immer verändert haben, und der am 29. November 1957 in der Überzeugung starb, bereits vergessen zu sein. Sie erschien Ende Juli 2008 im Verlag Matthes & Seitz Berlin.

‘Die Heimkehr. Vom Sterben und Leben des Gustav Mahler’ ist ein Roman mit Dokumentencollage, veröffentlicht im Rombach Verlag Freiburg als erstes Buch über den Komponisten Gustav Mahler in Romanform.

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