Philharmonie Luxembourg
(c) Wade Zimmermann

Nach der Sommerpause starteten das Orchestre Philharmonique du Luxembourg und Chefdirigent Gustavo Gimeno mit einem guten, wenn auch nicht überragenden Konzert in ihre neue Spielzeit. Unser Mitarbeiter Alain Steffen war dabei und schildert seine Eindrücke.

Das Programm war mit Tan Duns Percussion Concerto ‘The Tears of Nature aus dem Jahre 2012 und mit Richard Strauss‘ Ein Heldenleben recht spektakulär. Konzerte für Schlagzeug sind schon von ihrem Charakter her sehr unterhaltsam. Tan Dun, der sich nach seiner minimalistischen Phase nun, ähnlich wie der späte Boulez, der großsymphonischen Form widmet, schuf dann auch ein sehr kurzweiliges Konzert, bei dem er es versteht, westliche und fernöstliche Elemente gekonnt zu kombinieren und zu verschmelzen. Martin Grubinger, der nach 20 Jahren seine Bühnenkarriere mit der Spielzeit 22/23 überraschend beendet, war der Solist und es ist immer wieder erstaunlich zu sehen, welche Klänge und welche Abstufungen in Sachen Farben, Rhythmus und Dynamik er jedem Werk abgewinnen kann. Somit wurde Tan Duns Percussion Concerto an diesem Abend zu einer wirklichen Entdeckung, wenngleich das Orchester auch etwas vorsichtig begleitete und es oft an partnerschaftlicher Präsenz vermissen ließ. Ein großes Lob aber an die Schlagzeuggruppe des Orchesters, die hervorragend mit Grubinger interagierte und mit der der Schlagzeuger dann auch die Zugabe spielte.

In seinem Einleitungstext berichtete Gustavo Gimeno von seiner Bewunderung für Mariss Jansons und dessen Interpretation des Heldenlebens von Richard Strauss mit dem Concertgebouw Orchestra. Und glücklicherweise versuchte Gimeno erst gar nicht, seinen Mentor nachzuahmen, sondern ging das Werk von einer anderen Perspektive an. Schneller, akzentuierter und analytischer klang seine Interpretation, die so einer oft schwergewichtig und pathetisch in Szene gesetzten Entwicklung entging. Die OPL-Musiker allerdings erwiesen sich noch nicht ganz auf der Höhe. Natürlich gab es auch tolle Momente, wie z.B. die Soli des Konzertmeisters Haoxing Liang und der herrlich warme Klang der Hörnergruppe. Insgesamt wurde aber mit sehr viel Kopf und leider auch mit sehr wenig Bauch gespielt. Diese emotionale Distanz und die damit verbundene zurückhaltende Interpretation schmälerten dann auch etwas den Genuss dieser abenteuerlichen Partitur.

 

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