Jonathan Fournel
© Alfonso Salgueiro

Es ist schon eine gute und lange Tradition, dass sich das Philharmonische Orchester Luxemburg (OPL) in den Dienst der guten Sache stellt und für wohltätige Zwecke spielt. Bei diesem Konzert wurde die luxemburgische Sektion der Organisation SOS Villages d’Enfants Monde unterstützt. Das zahlreich anwesende und sowohl festlich gekleidete als auch so gestimmte Publikum wurde auch nicht enttäuscht, kann Uwe Krusch für Pizzicato berichten.

Ein solcher Abend wurde naturgemäß mit Grußworten der Organisation eröffnet und die Arbeit dieser Einrichtung dann in einem Film gezeigt. Beispielhaft wurden die zahlreichen Aktivitäten in Kolumbien vorgestellt, die aufgrund der Umstände in der Region auch vielerlei Hilfe für Systemflüchtlinge, die aus Venezuela nach Kolumbien kommen, umfasst. In eindrücklichen Bildern nah an den Bedürftigen wurde ein ergreifendes Bild vermittelt.

Das eigentliche Konzert im musikalischen Sinne hatte sein Gesicht coronabedingt verändert. Statt des vorgesehenen Rafael Payare, der der Auflagen wegen nicht anreisen konnte, hatte sich Lawrence Renes als Dirigent zur Verfügung gestellt. Deshalb wurde auch das Programm angepasst. Und statt der großformatigen Alpensymphonie von Richard Strauss hatten Renes und das Orchester die 7. Symphonie von Beethoven gewählt.

Jonathan Fournel
© Alfonso Salgueiro

Geblieben war es beim Solokonzert und seinem Solisten. Jonathan Fournel, Jahrgang 1993, hatte das 18. Klavierkonzert in B-Dur von Mozart vorbereitet. Als Gewinner des ersten Preises beim diesjährigen Reine Elisabeth Wettbewerb in Brüssel, der nachgeholten 2020er Ausgabe, hat er im Finale Brahms gespielt. Aber das in Luxemburg präsentierte Konzert von Mozart war zuvor auch einer seiner Beiträge im Wettbewerb. Dabei darf man ihn sozusagen als Antifinalisten bezeichnen, jedenfalls, wenn man solche Wettbewerber erwartet, die nur mit Technik oder Intellekt überzeugen wollen. Fournel dagegen präsentierte sich natürlich, interessiert und aufmerksam, aber fast schon schüchtern später im Publikum beim Beethoven. Große Musikalität und charmante Poesie charakterisierten sein Spiel. Das kam auch dem Mozart-Konzert zugute. Mit souveräner Klarheit und Lyrik sowie einem Sinn für dramaturgische Entwicklungen ging er den Solopart an. Er agierte unaufgeregt, aber ebenso virtuos und strukturiert. So wie wohl schon zuvor in Brüssel mit dem Publikumspreis eroberte er auch die Herzen der Zuhörer in Luxemburg.

Das Orchester unter der Stabführung seines Gastes Lawrence Renes begleitete hier in reduzierter Streicherbesetzung mit weitgehend homogenem Auftritt in noch etwas distanzierter und neutraler Lesart der Musik. Zwar saß alles an seinem Platz, aber ein Esprit, wie er der Musik von Mozart gerne attestiert wird, wurde nicht wirklich deutlich.

Von anderem Kaliber war da die Darbietung der Symphonie von Beethoven. Abgesehen davon, dass der Schlusssatz immer eine Sogwirkung entfaltet, die jeden Zuhörenden von den Sitzen reißt, boten auch die anderen drei Sätze viel Beachtenswertes, was mit noch mehr Probenzeit vielleicht noch markanter hätte formuliert werden können, aber so schon überzeugte. So gefielen bereits die Einleitung zum ersten Satz und der zweite Satz mit durchaus zügigen Tempogestaltungen. Dadurch wurde ihnen die statische bzw. die sonst im zweiten Satz mitunter auch oft zu traurige Geste genommen, was im Kontext dieses Werkes durchaus angezeigt ist. Von größter Qualität gelangen vor allem Tempoübergänge, wie eben von der Einleitung in den ersten Satz oder zwischen Presto und Assai meno presto im dritten Satz. Dass es dann auch sozusagen gelungene, aber auch wenig auffällige Passagen gab, die einfach nur liefen, mag man da gerne vergessen. So blieb nach der Enttäuschung des Wegfalls der Alpensymphonie  die Freude über eine spannende und mitreißende Sinfonie, die das festliche Publikum entlohnte und hoffentlich noch die Spender für die SOS Kinderdörfer anregte.

 

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