Jordi Savall
(c) Sébastien Grébille

Wenn auch der Film Tous les Matins du Monde (Die siebente Saite) gezeigt worden wäre, hätte das Konzert mit Jordi Savall und Le Concert des Nations auch ein Ciné-Concert werden können. Da das Ensemble aber bei der Musik blieb, passte dieser Abend besser in die Reihe Zeitreise – alte und Barockmusik. Dass Bilder bei dieser Musik gar nicht notwendig waren, vielleicht sogar ein Zuviel gewesen wären, meint Uwe Krusch für Pizzicato.

Trotzdem war die Musik an den Film angelehnt. Es geht um das Verhältnis der beiden Komponisten und Gambisten Monsieur de Sainte-Colombe und Marin Marais und ihr Verhältnis zur Musik. Deshalb erklangen auch Werke dieser beiden Tonsetzer sowie von Couperin und Lully. Mit nur einer Handvoll Musiker, von denen nur die Gambisten Jordi Savall und Philippe Pierlot durchgehend und Xavier Diaz-Latorre mit Theorbe oder Gitarre meistens mitwirken sowie dem Geiger Manfredo Kraemer und Charles Zebley mit der Flauto traverso, die nur punktuell hinzutraten, bot Le Concert des Nations ein sorgfältig zusammengestelltes Programm, das nicht nur die in sich gekehrten Seiten des Sainte-Colombe darstellte, sondern auch lebensfrohe Töne bis hin zum Rausschmeißer einer höfischen Musik bei Ludwig XIII erklingen ließ.

Die wohl mit etwas größeren Abständen als gewöhnlich sitzenden Musiker mussten bei den nur mit den beiden an den äußeren Enden sitzenden Gambisten besetzten Werken, also bei Sainte-Colombe, mit dieser Distanz zurechtkommen, was ihnen beinahe ohne Abstriche gelang. Ansonsten zauberten die Musiker mit sicherer wie eloquenter Hand einen ebenso intimen wie ansprechenden Abend alter Musik auf die Bühne, der das limitierte Publikum nach anfänglichem Zögern dann doch in seinen Bann zog und einen so intensiven Applaus bewirkte, dass sie mit der erwähnten mitreißenden Zugabe noch das i-Tüpfelchen setzten mussten, bevor sie in die Pause vor der zweiten Aufführung entlassen wurden.

Jordi Savall
(c) Sébastien Grébille

Die titelgebende tiefe Kontra-A Saite gibt der Gambe ebenso neue Gestaltungsmöglichkeiten wie sie auch im übertragenen Sinne düstere Farben evoziert, die sich von lebensfrohen Seiten entfernt. Auch in der Werkauswahl für das Konzert wurde diese Seite ausgiebig erlebbar. Doch liegt eine solche Bewertung auch im Ohr des Zuhörers. Während sie für die einen traurig klingt, erfreuen sich andere an der Tiefe und dem Gehalt dieser Musik. An diesem Abend boten sich für beide Betrachtungsweisen Hörbeispiele, die in lebendigem, mitunter beinahe virtuosem Spiel zu hören waren.

 

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