Die Solistes Européens Luxembourg starteten sehr erholt und in bester Form in ihr erstes Konzert dieser Spielzeit, dies mit einem gelungenen Programm. Alain Steffen berichtet.
Den Auftakt machte Tchaikovskys Ouvertüre Romeo und Julia. Es war ein Genuss, dieses leidenschaftliche Werk in einer klassischen Orchesterbesetzung zu hören. Christoph König verzichtete auf jeglichen Pathos und hielt die Musik luftig und transparent. Das Orchester spielte ungemein klangschön, so dass die Ouvertüre zu einem wirklichen Hörgenuss wurde.
Auch Beethovens Choralfantasie gelang prächtig. Hier muss aber an erster Stelle der wie immer exzellente Pianist Jean Mu ller hervorgehoben werden, dessen Spiel sich nahtlos mit Orchester und Chor zu vermischen wusste, und in den solistischen Passagen durch Präzision und Dynamik glänzte. Die beiden Chöre, nämlich die Maítrise Sainte-Cécile de la Cathédrale de Luxembourg und die Chorale Mixte du Conservatoire de la Ville de Luxembourg boten eine sehr gute Gesamtleistung. Beethoven lag dem Chor allerdings hörbar besser als Alexander Borodins Polowetzer Tänze aus dessen Oper Fürst Igor, wo man die Homogenität im Gesang etwas vermisste.
Super in Form waren dagegen die Solistes Européens Luxembourg, die einen wirklich guten Abend hatten und nur so vor Spiellust sprühten.
Mit sehr viel Liebe zum Detail und einer sehr ausgewogenen Klangbalance ließ König die 2. Symphonie von Borodin erklingen. Mit ihren Rhythmen, ihrer epischen Erzählweise und ihrem folkloristischen Kolorit ist dies eine typisch russische Symphonie. Zudem ist es ein sehr interessantes Werk, das man vielleicht mehrmals hören muss, um es in allen Details schätzen zu können. Jedenfalls hatte Christoph König an diesem Abend sein Orchester bestens vorbereitet und sehr präzise auf die Musik eingestellt, so dass die Symphonie das Publikum in einer ebenso reliefartigen wie musikantischen und spieltechnisch überragenden Darbietung zu begeistern wusste.
Am Schluss sei uns noch diese Bemerkung erlaubt: Wenn die Windel voll ist, dann muss sie gewechselt werden. Das ist richtig so. Aber in der Phiharmonie? Während eines Konzertes? Sorry, nein. Das geht nun wirklich nicht. Babys und Kleinkinder gehören einfach nicht in ein abendliches Konzert, für sie gibt es Loopino & Co. Irgendwo müssen auch mal die Sponsoren und ihre eingeladenen Gäste in die Schranken gewiesen werden. Dass die Organisatoren das nicht tun resp. nicht tun wollen, ist klar. Sonst wird der Geldhahn sehr schnell wieder zugedreht. Und so wird von den meisten nicht wirklich interessierten eingeladenen Gästen munter auf den Handys gespielt und auf das Buffet gewartet.