Vikingur Olafsson
(c) Ari Magg

Unser Mitarbeiter Alain Steffen hat das Konzert des isländischen Pianisten Vikingur Olafsson in der Luxemburger Philharmonie besucht. Er zeigt sich  begeistert.

Olafsson widmete sich Mozart und seinen Zeitgenossen Baldassare Galuppi, C. Ph. E. Bach, Domenico Cimarosa und Josef Haydn und zeichnete somit eine schöne musikalische Landschaft des späten 18. Jahrhunderts. Um diesen wunderbaren musikalischen Reigen nicht zu unterbrechen, spielte Olafsson das Konzert ohne Pause. Das war wichtig, denn Olafsson hatte sein Programm in Sachen Dramaturgie und Expressivität klug durchdacht und aufgebaut. Die zentralen Werke waren Haydns b-Moll Sonate Hob. XVI:32 und die beiden Mozart-Sonaten Nr. 16 KV 545 und 14 KV 457 um die Olafsson weitere kurze Sonaten von Galuppi und Cimarosa, das Rondo d-Moll Wq61/4 von C. Ph. E. Bach, Rondos und Fantasien von Mozart, dessen an Bach inspirierte Gigue KV 574, seine Bearbeitung für Klavier des langsamen Satzes aus dem Streichquintett Nr. 5, das h-Moll Adagio KV 540 und zum Abschluss das Ave verum corpus KV 618 in der Bearbeitung von Liszt.

Vikingur Olafsson bestätigte in diesem Konzert seinen Ruf als Interpret und individueller Gestalter. Er ist ein Pianist, der auf die Musik vertraut, und im eigentlichen Sinne nicht interpretiert, sich persönlich sogar sehr zurücknimmt. Er lässt die Musik fließen und sich natürlich entwickeln. Sein Anschlag ist klar, fast trocken und mit wenig Pedal versehen. So versucht er, den Klang des modernen Flügels näher an den des Hammerflügels heranzuführen. Vieles klingt so eher asketisch als voll und rund, die Akzente sind geschärft, die Noten stehen klar im Raum. Da gibt es keine Modeerscheinungen, keine unnatürliche Virtuosität oder gar Effekthascherei. Bei Haydn erinnert die klare, unaffektierte Interpretation an Glenn Gould, ansonsten wendet sich Olafssons Stil mehr in die Richtung von Pianisten wie Pollini, Sokolov oder Badura-Skoda, ohne diese aber je kopieren zu wollen.

Vikingur Olafsson
(c) Ari Magg

Gerade zwischen der historischen Aufführungspraxis und einer klassisch romantischen Interpretationsausrichtung tut solch ein individueller, klarer und authentischer Pianist enorm gut. Das schien das Publikum im vollbesetzten Kammermusiksaal der Philharmonie ähnlich zu empfinden, denn es bedankte sich mit lautstarkem Applaus und Standing Ovations.  Ein Adagio von Bach gab es dann noch obendrauf.

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