Tarmo Peltokoski

Der 22-jährige Finne Tarmo Peltokoski leitete das Neujahrskonzert des Philharmonischen Orchesters Luxemburg und bewies, dass dieses Repertoire schwieriger zu dirigieren ist als eine Mahler-Symphonie. Er biss sich daran die Zähne aus. Remy Franck berichtet.

Gleich mal die Fakten. In der zweiten Reihe der Scheinwerfer über der Bühne war der siebte Scheinwerfer von links kaputt. Von den 14 dieser Reihe machte das 7,14%. Naja, irgendwie muss man sich ja beschäftigen, wenn man sich langweilt.

Denn schon Mozarts Zauberflöten-Ouvertüre konnte Peltokoski nicht viel abgewinnen, außer Lautstärke und Klangpracht mit einem für das Stück überbesetzten Orchester. Das anschließend aufgeführte Exsultate jubilate, ebenfalls von Mozart, passte ins Programm wie ein Messdiener in ein Fußballspiel. Verunstaltet wurde es zudem durch die säuerliche, enge und im Volumen schwache Stimme der israelischen Sopranistin Chen Reiss.

Der erste Teil des Konzerts endete mit vier Ungarischen Tänzen von Johannes Brahms, die Peltokoski wohl gut geprobt hatte, denen aber jeder ungarischer Charakter samt dazu gehörenden Stimmungen fehlte. Es fehlte mir an genuin Tänzerischem, an Gemüt, und Peltokoskis Dirigat war bestenfalls effekthascherisch, im Großen und Ganzen aber unausgegoren.

Im zweiten Teil gab es Musik von Johann Strauss. Peltokoski, wiederum mehr an Rhythmik und Effekten interessiert als an genuin Wienerischem, dirigierte im Frühlingstimmenwalzer an jedem Charme und Duft vorbei, den das herrliche Stück versprühen kann. Und wo es ihm an Rhythmen fehlte, entstanden bloß Leerstellen, in denen nichts passierte, weil er die Kunst des Rubatos nicht beherrscht und ihm feinste Differenzierungen in diesem Repertoire offenbar fremd sind.

Das zeigte sich katastrophal in der sauber gespielten, aber ansonsten ärmlichst gestalteten Fledermaus-Ouvertüre, nach der Chen Reiss näselnd-säuerlich ‘Klänge der Heimat’ zu singen versuchte. ‘Unter Donner und Blitz’ nutzte Peltokoski, der ohnehin schon sehr beweglich dirigiert, zu einer regelrechten Pultshow. Warum er danach den Beginn der Schönen Blauen Donau als Trauerelegie inszenierte, war mir rätselhaft. Bei den Zugaben, dem unvermeidlichen Radetzkymarsch inklusive, wurde das Ganze nicht besser, umso mehr als Chen Reiss überflüssigerweise noch ‘Meine Lippen, die küssen so heiß’ aus Lehars Giuditta sang. Meine ohnehin zu dem Punkt schon schlechte Laune wurde durch den tosenden Applaus des Publikums in Übelkeit gekehrt.

  • Pizzicato

  • Archives