Sabine Weyer
(c) Martin Teschler

Anlässlich der Veröffentlichung ihrer neuen Bach-CD gab die luxemburgische Pianistin Sabine Weyer am vergangenen Samstag ein ‘Release-Konzert’ im Kammermusiksaal der Philharmonie. Ein Blick auf das Programm zeigte aber schnell, dass es mehr als nur ein reines Vorstellen der auf CD eingespielten Werke werden sollte, sagt Alain Steffen in seiner Konzertkritik.

Der ganze erste Konzertteil war den Werken von Johann Sebastian Bach vorbehalten. Sabine Weyer begann ihr Rezital mit ‘Ich ruf’ zu dir, Herr Jesu Christ’ BWV 639 in der Bearbeitung von Ferruccio Busoni und legte sofort die Stimmung und das Konzept fest. Ab der ersten Note war man von der Emotionalität und Schönheit begeistert, mit der die Pianistin ihren Bach spielte. Es war eine Emotionalität, die auch in den kommenden Werken, ‘Wachet auf, ruft uns die Stimme’ BWV 645 (Busoni), ‘Nun komm’ der Heiden Heiland’ BWV 659 (Busoni), ‘Französische Suite Nr. 2’ BWV 813, Air aus der Orchestersuite BWV 1068 in der Bearbeitung von Alexander Siloti, ‘Prélude’ in b-moll BWV 855a (Siloti) und ‘Siciliano’ aus der Flötensonate BWV 1031 (Siloti), begeisterte, zum einen, weil sie tief empfunden, zum anderen, weil sie kontrolliert und wohldosiert war. Darüber hinaus besteht die große Kunst von Sabine Weyer darin, die Musik organisch wachsen zu lassen und ihr immer ein Gefühl der Unmittelbarkeit mitzugeben, so als würde sie erst in diesem Moment entstehen.

Der zweite Konzertteil beinhaltete ‘Mirages’ Nr.1 & 6 von Albena Petrovic Vratchanska, die auch bei diesem Konzert anwesend war. Auch hier gab es wieder absolute Natürlichkeit und größte Sensibilität bei der Ausführung. Es folgte eine schöne Auslotung der ‘Berceuse’ op. 57 von Frédéric Chopin, die Lust auf mehr machte. Genauso interessant und quasi poetisch war Beethovens ‘Sturm’, also die  Klaviersonate op. 31/2, die ohne markante Akzente, dafür aber mit viel lyrischer Gestik und schönen Farben daherkam. Mit Romain Zantes ‘Trois miniatures automnales’ führte uns Sabine Weyer wieder in die leicht melancholische Ausgangsstimmung zurück, mit der sie das Konzert begonnen hatte.

Mit Sabine Weyer besitzt Luxemburg eine hochkarätige und sehr interessante Pianistin und Interpretin, die die renommierte Konkurrenz nicht zu fürchten braucht. Wir sind jedenfalls auf weitere Projekte mit ihr gespannt.

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