Jansen, Ridout, Blendulf
(c) Sébastien Grébille

Am vergangenen Dienstag stellten Janine Jansen, Violine, Timothy Ridout, Bratsche und Daniel Blendulf, Cello, im bis auf den letzten Platz besetzten Kammermusiksaal der Philharmonie ihre neue Bearbeitung von Bachs Goldberg-Variationen vor. Alain Steffen war beim Konzert dabei.

Kaum ein anderes Werk kann so viele verschiedene Transkriptionen aufweisen, wie eben Johann Sebastian Bachs Goldberg-Variationen. Ob für 2 Klaviere, Harfe Gitarre, Akkordeon, Blechbläser oder Orgel, Bachs Meisterwerk klingt auf jedem Instrument und in jeder Besetzung (fast immer) gleich gut.

1984 hat der russische Violinist und Dirigent Dmitri Sitkovetzky eine Fassung für Streichtrio erstellt, die auch heute noch zu den besten Bearbeitungen der Goldberg- Variationen zählt, insbesondere weil hier keine Kürzungen vorgenommen werden. 80 Minuten dauert auch die ganz neue Fassung für Streichtrio, die Janine Jansen, Violine, Timothy Ridout, Bratsche und Daniel Blendulf, Cello, komponiert haben und berücksichtigt die komplette Komposition ohne nennenswerte Kürzungen. Diese Bearbeitung besticht durch ein minutiöses Herausarbeiten der drei Stimmen, die noch stärker als bei Sitkovetsky charakterisiert werden.

Zum Teil sezieren sehr langsame Tempi die Musik und scheinen sie auflösen zu wollen; die Stimmen driften dabei oft auseinander um sich dann aber immer wieder aufs Neue zusammenzufinden. Auf der anderen Seite werden anderere Variationen sehr schnell gespielt, wobei die Interpreten die Musik bewusst aufrauen, sie quasi herausmeißeln und zu einer Skultptur werden lassen.

Jansen, Ridout, Blendulf
(c) Sébastien Grébille

Zwischen diesen beiden extremen Spannungsgebieten, nämlich zwischen einem musikalische Auflösen und sehr markanten Akzenten, entfaltet sich das ganze Bachuniversum und gewinnt durch diese gelungene Bearbeitung ganz neue Perspektiven und Ausdrucksmöglichkeiten.

Die Interpretation von Jansen, Ridout und Blendulf lebte von einer Dynamik und einer ungeheuren Innenspannung und faszinierte auf der ganzen Linie. Allerdings begann das Konzert etwas uneinheitlich; die einleitende Aria und die drei ersten Variationen wirkten verhaspelt und unpräzise, sowohl in Jansens Intonation wie auch im Zusammenspiel der drei Musiker. Dann aber hatten sie sich Akustik und Klang zu Eigen gemacht und das sehr disziplinierte, aufmerksame und erstaunlich ruhige Publikum konnte an einer überragenden Aufführung von Bachs Goldberg- Variationen teilhaben.

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