Im Rahmen der ‘Rising stars-Konzertserie stand am Dienstag die vom ‘Konserthuset Stockholm’ nominierte Bratschistin Ellen Nisbeth im Mittelpunkt eines interessanten Konzerts im Kammermusiksaal der Philharmonie. Interessant deshalb, weil die junge Musikerin sich für ein offensives Programm abseits gängiger Repertoirerenner entschieden  hatte. Somit hörte das zahlreich erschienene Publikum kaum aufgeführte Werke von Percy Grainger und Frederick Delius, von Duke Ellington und der schwedischen zeitgenössischen Komponistin Katarina Leyman, sowie die Gigue aus Bachs Partita für Violine Br. 2 und Edvard Griegs Sonate für Violine und Klavier Nr. 3.

Bereits mit drei Auszügen Graingers ‘La Scandinavie – Mélodies et danses du Nord pour violoncelle et piano’ begeisterte Ellen Nisbeth mit einem schönen, runden Klang, interpretatorischer Präsenz und spieltechnischer Raffinesse. Dass die Solistin ein gutes Gespür für Graingers Musik besitzt, das zeigte sie auch in ‘Arrival Platform Humlet for viola solo’ und ‘To a Nordic Prince’. Übrigens stammten alle Bearbeitungen für Bratsche, ausgenommen die der Sonate Nr. 2 von Frederick Delius (Bearbeitung: Lionel Tertis) von Hans Palmquist und/oder Ellen Nisbeth. So auch zwei Stücke aus Duke Ellingtons ‘Anatomy of a Murder’, die ebenfalls zeigten, dass Ellen Nisbeth sich anderen Musikgattungen nicht verschließt. Für mich persönlich waren die ‘Tales of Lost Time’ aus dem Jahre 2017, die Katarina Leyman für Nisbeth geschrieben hatte, der musikalische Höhepunkt des Abends. Die Bratschistin interpretierte diese wunderbaren Miniaturen mit höchster Sensibilität und einem sicheren Gestaltungsvermögen.

Nur Bachs ‘Gigue’erschien mir in Nisbeths Interpretation etwas  zu kernig und steif, dafür aber spieltechnisch makellos. Ihr Partner an diesem Abend war Altmeister Bengt Forsberg, der wie immer mit sicherem und inspiriertem Spiel überzeugte, der jungen Solistin aber den Vortritt ließ.

In Edvard Griegs Sonate Nr. 3 für Violine und Klavier erlebte das Publikum eine sehr spannende und dynamische Aufführung, die Ellen Nisbeth nicht nur als eine technisch versierte Musikerin, sondern zudem als eine intelligent agierende und insbesondere in den atmosphärische Teilen als eine sehr sensible und gestaltungsfreudige Interpretin auswies.

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