Pablo Ferrandez

Das Konzert mit Anne-Sophie Mutter, Pablo Ferrandez sowie dem London Philharmonic unter Edward Gardner eröffnete den kurzen Konzertzyklus Women Making Waves in der Luxemburger Philharmonie. Unser Mitarbeiter Alain Steffen war für Pizzicato mit dabei und erlebte einen eher langweiligen Abend.

Relativ wenige Wellen schlug dieses erste Konzert, und von Frauenpower war nichts zu spüren. Bereits die Ouvertüre Das Märchen von der schönen Melusine von Felix Mendelssohn Bartholdy enttäuschte. Langweilig und flach, ohne Dynamik und Farben plätscherte die Musik dahin. Edward Gardner machte sich nicht die Mühe, das kleine, sympathische Werk mit der notwendigen Liebe und Schönheit auszustatten. Er setzte auf eine geradlinige, vorhersehbare und ziemlich langweilige Interpretation. Erschreckend blass auch das London Philharmonic Orchestra, das bestenfalls Dienst nach Vorschrift machte. Und es wurde nicht besser, denn auch beim Brahms-Doppelkonzert war musikalische Ebbe angesagt. Der orchestrale Einheitsbrei, der hier geboten wurde, ließ einen nur den Kopf schütteln. Gardner, seit 2021 Chefdirigent des Orchesters, gelang es an keiner Stelle, Brahms letztes Orchesterwerk interessant oder gar spannend werden zu lassen. Diese Belanglosigkeit war erschreckend, zumal auch Anne-Sophie Mutter sich davon anstecken ließ. Ich habe diese wunderbare Violinistin schon so oft gehört, und es war jedes Mal überragend. Hier aber blieb sie interpretatorisch wie auch spielerisch hinter allen Erwartungen zurück. Ihr Spiel war oft so leise, dass man es kaum vernahm und eigentlich nur dort, wo sie solo spielen konnte, war ihre einmalige Bogenführung zumindest ansatzbar vernehmbar. Ansonsten blieb ihr Violinspiel in allen drei Sätzen flach und fahl. Dabei machte es ihr Partner, der Cellist Pablo Ferrandez, ganz anders. Er lebte jede Note und stattete seinen Part mit Spielfreude, Dynamik und Dialogbereitschaft aus. Dazu kamen sein wunderbarer Klang und eine atemberaubende technische Virtuosität. Leider vermochte er weder Mutter noch Gardner oder das zum Einschlafen langweilige Orchester mitzureißen, so dass Ferrandez alleine der einzige Höhepunkt dieses enttäuschenden Konzertabends blieb.

Auch mit Bela Bartoks Konzert für Orchester, einem Werk, das jedem Dirigenten und Orchester die Möglichkeit gibt, zu glänzen, wussten das LPO und Gardner nicht viel anzufangen. Die Tempi waren gedehnt, Akzente gab es keine. Von den vielen Instrumentengruppen, die Bartok hier konzertmäßig in Szene setzt, beeindruckten eigentlich nur die Holzbläser, während die blassen Streicher und das dünne Blech an keiner Stelle Hörfreude aufkommen ließen. Von Mutter und Fernandez hatte sich das Publikum bereits keine Zugabe mehr erklatschen wollen, Gardner und das schwache LPO ließen es sich aber nicht nehmen, ihr Konzert, mit einem allerdings wunderschön gespielten Nocturne aus der Lyrischen Suite von Grieg zu beenden.

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