Philippe Herreweghe
(c) Michel Hendryckx

Zwei Werke von Wolfgang Amadeus Mozart, nämlich die ‘Jupiter’- Symphonie Nr. 41 und das Requiem standen auf dem Programm des Konzerts, welches das ‘Orchestre des Champs-Elysées’ unter Philippe Herreweghe in der Luxemburger Philharmonie spielte. Alain Steffen war für Pizzicato dabei.

Wie viele seiner Kollegen, die Pionierarbeit im Sachen historischer Aufführungspraxis geleistet haben – Nikolaus Harnoncourt, Trevor Pinnock, Christopher Hogwood u.v.a. – hat sich auch Philippe Herreweghe, der diesjährige ‘Artist in residence’ der Philharmonie, nach und nach das klassisch-romantische Repertoire erarbeitet. Und wie bei Harnoncourt hat diese Beschäftigung mit Beethoven, Brahms, Schumann oder Bruckner auch im Nachhinein ihren Einfluss auf die historisch fundierte Aufführungspraxis bei Herreweghe gehabt. Die Akzente sind versöhnlicher, die Tempi gemächlicher und die Bögen linienförmiger geworden. Zwar stieg das ‘Orchestre des Champs-Elysées’, Frankreichs erstes Orchester auf historischem Instrumentarium, recht hemdsärmelig und unkoordiniert in den Kopfsatz der Symphonie Nr. 41 von Mozart ein, doch ab dem wunderschönen Andante hatte Herreweghe seine Musiker wieder unter Kontrolle. Vielleicht etwas zu sehr, denn dieser Mozart klang dann weiterhin schon recht kontrolliert und man hätte sich in den beiden Mittelsätzen etwas mehr Spontaneität und Würze vorstellen können. Die kamen dann aber mit dem Finale und Herreweghe zeigte uns, wie toll sein Orchester doch Mozart spielen kann.

Herreweghes Konzept aber überzeugte, die Mischung aus historischem Klang, natürlichem Atem und ausgeschwungenen Melodien bewährte sich. Und dies besonders im Requiem, das nach der Pause erklang, bei dem sich Herreweghe für die klassische Süßmayr-Fassung entschieden hatte. Das Publikum erlebte dann eine wirklich großartige Mozart-Interpretation, kraftvoll, ausgearbeitet und in keinem Moment pathetisch oder larmoyant.

Herreweghe ließ die Musik atmen und gab den Melodien genug Raum, um sich zu entwickeln. Und immer wieder hob er auch die Soloinstrumente in den einzelnen Passagen klar hervor, so dass sich das Orchesterbild sehr räumlich und transparent zeigte, ohne aber an Innenspannung einzubüßen. Hervorragend auch das ‘Collegium Vocale Gent’, das wundervoll mit dem ‘Orchestre des Champs-Elysées’ harmonierte und eine gesanglich beachtliche Leistung zeigte. Zudem hatte Herreweghwe ein exzellentes Sängerensemble zusammengestellt, das mit Emöke Barath, Sopran, Eva Zaïcik, Mezzosopran, Maximilian Schmitt, Tenor und Florian Bösch Mozart-Gesang auf allerhöchstem Niveau bot. Besser, schöner und intensiver kann man das Mozart-Requiem kaum interpretieren. Demnach ein musikalische Sternstunde, die uns noch lange in Erinnerung bleiben wird.

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