Leonidas Kavakos & Gustavo Gimeno
(c) OPL

Es kommt nicht sehr oft vor, dass das Luxemburger Publikum das ‘Orchestre philharmonique du Luxembourg’ am Schluss mit lautstarkem Jubel und ‘Standing Ovations’ feiert. Zum Saisonbeginn 2018/19 war es der Fall. Für Pizzicato war Alain Steffen mit dabei.

Nach einer eher düsteren und tragischen 5. Symphonie von Piotr Tchaikovsky galten die Ovationen dem Orchester wie auch seinem Chefdirigenten Gustavo Gimeno, der hörbar vom Publikum geschätzt und geliebt wird. Gimeno und das OPL präsentierten eine sehr ausgewogene Interpretation dieser Fünften.

Das Problem bei Tchaikovskys Musik liegt in erster Linie bei den Interpreten, die diese Musik oft schwerfällig, blechlastig und mit ungeheurem Pathos spielen. Gimeno hatte sich aber für Durchsichtigkeit und eine sehr konsequente Leseart entschieden, die den Charakter jedes einzelnen Satzes sehr gut herausarbeitete. Ein düsterer, dramatischer Kopfsatz faszinierte durch eine ungewohnte Transparenz und zugleich durch seine expressive Kraft.

Ihm folgte ein wunderschön ausgesungenes und melancholisches Andante, dessen Hornsolo man sich vielleicht etwas wärmer (und auf einem anderen Instrument) gewünscht hätte. Leicht und fast heiter beschwingt der dritte Satz. Ihm folgte dann ein zügig genommenes Finale ohne monumentale Ausbrüche. Wohldosiert, transparent und enorm präzis führte Gimeno seine Musiker bis zur Coda, wo er ihnen dann plötzlich mehr Freiraum ließ, was der Interpretation auch hörbar zu Gute kam, denn das Orchester erlöste sich quasi so selber vom Schicksal und beendete das Werk in leuchtenden Farben und mit einem optimistischem, der Zukunft zugewandten Blick.

Leonidas Kavakos & Gustavo Gimeno
(c) OPL

Die erste Hälfte war Igor Stravinsky gewidmet. Hier hatte sich Gimeno für zwei selten gespielte Werke entschieden, nämlich für ‘Jeu de cartes’ (1936) und für das viersätzige, an Bach orientierte Violinkonzert in D-Dur (1931). Auch hier beeindruckten die Musiker mit klaren Linien, kompaktem Spiel und dynamischen Abstufungen. Publikumsliebling Leonidas Kavakos war der Solist im Violinkonzert und es gelang ihm, dieses auf den ersten Blick eher sperrige und attraktive Konzert zu einem echten ‘Hingucker’ zu machen.

Das Zusammenspiel mit Gimeno und dem OPL war optimal, so dass man auch hier von einem musikalischen Glücksfall sprechen kann. Zwei Zugaben gab Kavakos für das begeisterte Publikum. Es war ein Konzertabend, der sich in allen Hinsichten gelohnt hat und viel Lust auf die neue Spielzeit gemacht hat.

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