Maria Joao Pires

Wenn international renommierte Solisten wie Pires und Olafsson sowie Dirigenten wie Pappano und Chailly innerhalb weniger  Tage in der Luxemburger Philharmonie auftreten, dann darf man sich freuen und großartige Musikmomente erwarten. Und dass Gustavo Gimeno und das Orchestre Philharmonique du Luxembourg durchaus in dieser Liga mitspielen können, das erlebte unser Mitarbeiter Alain Steffen in diesem ersten Konzert.

Die mittlerweile 79-jährige Pianistin Maria Joao Pires begeisterte mit einer ungemein poetischen und schönen Interpretation des 3. Klavierkonzerts von Ludwig van Beethoven. Eigentlich ist diese Pianistin ihrem Stil immer treu geblieben. Damals wie heute begeistert ihr sehr poetischer, intimistischer Zugang zur Musik, ohne je langweilig zu wirken oder gar mit virtuosen Ausbrüchen zu geizen. Ihr Spiel ist trotz aller Zurückhaltung immer sehr lebendig. Jede Note hat ihre Bedeutung, und Pires will auch jeder Note ihren Platz im Klangkosmos zuweisen. Somit bleibt die Interpretation immer unter Spannung, man weiß nie genau, welchen Trumpf die Interpretin wann und wie aus dem Ärmel ziehen wird.

Ihr Beethoven wies ganz klar auf Mozart zurück und sah sich auch in dieser direkter Linie der Musikentwicklung. Insbesondere im Kopfsatz und im anschließenden Largo veredelte sie Beethovens Klänge und verneigte sich gleichzeitig vor Mozart. Im Rondo-Allegro verwies sie dann auf den kommenden Beethoven, der seinen eigenen Stil finden wird. Nicht zu verstecken brauchte sich das OPL, das der Solistin mit mozartischer Feinheit einen wunderbaren Klangteppich hinlegte. Gustavo Gimeno setzte zudem auf einen eher kammermusikalischen, transparenten Klang, der noch einmal Mozart ins Bewusstsein rief. Das Rondo-Allegro baute er konsequent auf und schuf einen hörbaren und nachvollziehbaren Übergang von Mozarts Klang zu Beethovens Rhythmik.

Es gab Standing Ovations für die Grande Dame des Klavier. Sie und das OPL bedankten sich mit dem Largo aus Johann Sebastian Bachs Konzert Nr. 5 BWV 1056.

Konzerte für Orchester gibt es einige. Im Gegensatz zu denen mit Soloinstrumenten wird beim Konzert für Orchester die solistische und virtuose Behandlung verschiedener Instrumentengruppen in den Mittelpunkt gestellt. Diese Form gibt es erst seit 1925, als Paul Hindemith die Bezeichnung erstmals verwendete, das mit dem Ziel, jedem Instrument eine obligate Funktion zu geben. Einen größeren Bekanntheits- und Beliebtheitsgrad hat allerdings nur das Konzert von Bela Bartok (1943) erreicht. Die Konzerte von Kodaly (1940), Tippet (1963), Bernstein (1989) und anderen – man zählt heute rund 30 Kompositionen dieser Gattung – schaffen es nicht sehr oft auf die Konzertpodien. Dabei ist das Konzert für Orchester von Witold Lutoslawski, das wir in diesem Konzert erleben konnten, ein durchaus ansprechendes, attraktives, interessantes und kurzweiliges Stück.

Gustavo Gimeno und das OPL hatten es sehr präzise einstudiert und konnten daher die dankbare Partitur in ein absolut atemberaubendes Klanggewand hüllen, das enorm räumlich und transparent wirkte. Dort, wo es gefordert war, konnte Gimeno auch sehr rhythmische, kompakte und prägnante Akzente setzen. Die dreidimensionale Klangentwicklung hatte einen besonderen Sog, so dass man als Zuhörer förmlich in das Klanggeschehen hineingezogen wurde. Gimeno gestalte die Klänge und Klangschichten mit einer klaren Vision, die von Orchester bis ins kleinste Detail meisterhaft umgesetzt wurden.

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