Klaus Mäkelä
(c) Sébastien Grébille

Nicht alles ist Gold, was glänzt. Unser Mitarbeiter Alain Steffen ist generell vorsichtig, wenn plötzliche Shooting Stars von allen in den Himmel gelobt werden. So auch bei Klaus Mäkelä, der geradezu als neuer Heilsbringer in der Klassikszene gesehen und gefeiert wird.

Der erst Siebenundzwanzigjährige hat bereits mit 21 Jahren das Schwedische Radio Symphonieorchester dirigiert und danach viele andere große europäische Orchester. Das Concertgebouw Orchestra war so begeistert von dem jungen Dirigenten, dass es ihn zum neuen Chefdirigenten ab der Spielzeit 2027 wählte. Auch das Orchestre de Paris hat Klaus Mäkelä 2021 zu seinem Chefdirigenten erkoren. Mit diesem Orchester und der Solistin Janine Jansen gastierte Mäkelä nun erstmals in der Luxemburger Philharmonie und konnte auf Anhieb überzeugen und das Publikum regelrecht von den Stühlen reißen.

Mäkelä ist einer jüngsten Absolventen und Vertreter der Sibelius- Akademie Helsinki und Schüler von Jorma Panula (von wem auch sonst?) und scheint sich in die Reihe jener finnischen Dirigenten wie Esa-Pekka Salonen, Jukka Pekka Saraste, Sakari Oramo oder Osmo Vänskä einzureihen.

Das Konzert begann mit dem Violinkonzert von Jean Sibelius. Mäkelä blieb permanent in einem engen, dynamischen Dialog mit Janine Jansen. Es ist ihm hoch anzurechnen, dass er das Orchestre de Paris die ganze Zeit über unter Spannung hielt, auch in den Momenten, wo die Musiker nur zu begleiten hatten. Gerade da zeigte sich das Talent des jungen Dirigenten. Er beschränkte sich eben nicht nur auf eine adäquate, solistenfreundliche Begleitung, sondern formte und gestaltete die Musik und die Entwicklung des Konzerts in jedem Moment mit. Janine Jansen bot eine großartige Leistung und man spürte, dass sie sich hörbar wohl mit dem Orchester und Mäkelä fühlte. Demnach lotete sie das komplexe, aber wunderschöne Konzert bis ins kleinste Detail aus, spürte jeder Melodie nach und füllte ihr konzentriertes Spiel mit wundervoll wechselnden Klangstimmungen aus. Und Klaus Mäkelä schaffte es, mit seinem eher langsamen und wohldurchdachten Dirigat, dass man als Hörer Raum und Zeit einfach vergaß.

Die Symphonie Fantastique von Hector Berlioz dirigierte Mäkelä nicht als Show-Stück, sondern quasi als Seelenstudie. Jedes Detail kam klar zur Geltung und wurde in ein Ganzes gebettet, so dass die Musik durch die sehr narrative Interpretation nie auseinanderzufallen drohte. Mit dem effektvollen 4. Satz ging Mäkelä dann auch relativ zurückhaltend um und verzichtete auf großes Brimborium; stattdessen blieb seine Interpretation klar und dem Ausdruck der Musik verpflichtet. Erst im Schlusssatz ließ Mäkelä die Musiker des glänzend aufspielenden Orchestre de Paris von der Leine, so dass das Publikum nach Erklingen der letzten Note in einen wahren Jubel ausbrach. Dies war ein Tourneekonzert, das wirklich eine ernstzunehmende Auseinandersetzung mit den Werken zeigte und Klaus Mäkelä als einen persönlichkeitsstarken und mehr als nur talentierten Interpreten und Dirigenten auswies. Nach dem Klangrausch von Berlioz beendete das Orchestre de Paris sein Konzert mit dem dezenten Adagietto aus der Arlésienne-Suite Nr. 1.

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