Amatis Piano Trio
(c) Alfonso Salgueiro

Dass sich im Kammermusiksaal der Luxemburger Philharmonie in der Reihe ‘Rising Stars’ das Publikum von den Sitzen erhebt, ist kein Verständnisfehler, sondern der Ausdruck der Begeisterung über die Darbietungen, weiß Pizzicato Mitarbeiter Uwe Krusch zu berichten.

Angetreten war das vor vier Jahren gegründete ‘Amatis Piano Trio’, das mit der aus Deutschland stammenden Geigerin Lea Hausmann, dem britischen Cellisten Samuel Shepherd und dem niederländischen Pianisten chinesischer Herkunft Mengjie Han drei junge Musiker vereint, die bereits in der kurzen Zeit ihres gemeinsamen Weges eine beeindruckende Entwicklung genommen haben. Ihr Programm bot denn auch vorwiegend jugendliche Werke, bei denen sozusagen die Gemütszustände der Komponisten als denen der Interpreten ähnlich gesehen werden können.

Den Anfang setzten sie jedoch beim Begründer dieser Besetzungstradition, also Joseph Haydn, mit seinem Trio Nr. 43 aus der abschließenden Trias dieser Gattung des Komponisten, also mit einem Spätwerk. Das Trio spielte dieses klassische Stück mit ganz und gar durchsichtigem Gestus, der die Vorherrschaft des Klavieres nicht leugnete, ohne die beiden Streicher zu unterdrücken.

Es folgte das frühe, man könnte meinen unter Pubertäts- und Liebeswehen entstandene frühe erste Trio von Dmitri Shostakovich. Hier boten die drei ihre eigene jugendliche Unerschrockenheit, Gefühlsweite und Energie auf, um diesem Jugendstreich des Komponisten mit unbändiger Musizierlust durch alle Höhen und Tiefen der Musik und der dahinter liegenden Emotionen gerecht zu werden.

Wie immer bei den ‘Rising Stars’ wurde ein zeitgenössisches Werk ins Programm genommen, das im Sinne der beauftragenden ‘European Concert Hall Organisation’ von den jeweiligen Musikern inspiriert wurde. Die schwedische Komponistin Andrea Tarrodi hat dazu ihr kurzes Werk ‘Moorlands’ beigesteuert. Die auch bei dieser Tonsetzerin enge Beziehung zur Natur und die Darstellung derselben spielt auch für dieses einsätzige Trio, in dem es allgemein um Moore und ihren Charakter geht, die maßgebliche Rolle. Der Hörer mag sich irrlichternde oder im Nebelschleier abtauchende Klangschatten vorgestellt haben, die teilweise von jedem Instrument einzeln oder auch im Verbund auftauchen und sich dann auch wieder verstecken. Das Werk erlaubt einen kurzen Einblick in das Schaffen einer Komponistin, die einen stimmungsbetonten modernen Ansatz für ihre Kreationen wählt.

Wie schon beim Shostakovich machte der Cellist auch bei dem ersten Trio von Mendelssohn vor der Darbietung einfühlsame hinführende Bemerkungen, die in die Stimmungswelt des Komponisten lotsten. Auch in diesem Stück bewiesen die Ausführenden, dass sie jeweils ihre Instrumente, aber auch das Zusammenspiel schon wie alte Hasen beherrschen. Dass sie dabei auch durchaus überschwänglich herangehen, ist sicherlich kein Nachteil, da der Feuereifer der Präsentation überzeugt. Andererseits hätte man sich gerade bei diesem Werk noch mehr Leichtigkeit und Frische, beispielsweise im Scherzo, vorstellen können. Die schwebenden Irrlichter aus dem Moor entwickelten sich bei Mendelssohn nicht zu tanzenden Feen, sondern vielleicht zu leichtfüßig schreitenden Rehen. Dieser Satz hätte stattdessen vielleicht einen etwas weniger greifbaren Ansatz vertragen.

Amatis Piano Trio
(c) Alfonso Salgueiro

Trotz dieser Anmerkung äußerte das Publikum abschließend zu Recht seine große Begeisterung und wurde mit einem Tango von Astor Piazzolla nochmals in eine ganz andere Richtung geworfen.

Ohne Mühe gelang es dem Amatis Piano Trio, auch dieses südamerikanische Temperament unter Einsatz der mitreißenden Ausgestaltung der kompositorischen Kniffe des Werkes und mit den erforderlichen Elementen Schwermut und Liebeswerben an die Ohren und Herzen der Zuhörer zu schmeicheln.

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