Cristian Macelaru
(c) Alfonso Salgueiro

Regerecht verwöhnt wurde das Publikum am gestrigen Freitag in der Luxemburger Philharmonie. Gleich drei Konzertteile mit einer Gesamtdauer von drei Stunden konnte es erleben. Es begann sehr klassisch, nämlich mit den Bildern einer Ausstellung von Modest Mussorgsky in der Ravel-Orchesterfassung. Am Pult des der Luxemburger Philharmoniker stand Cristian Macelaru, der mit dem Orchester eine sehr sorgfältige Interpretation erarbeitet hatte, die sehr viel Liebe fürs Detail und für Nebenstimmen erkennen ließ. Das hieß aber nicht, dass analytisches Vorgehen in den Mittelpunkt gestellt wurde. Cristian Macelaru gelang es, feinste Subtilitäten mit einer sehr dynamischen und klangprächtigen Wiedergabe in Einklang zu bringen. Man kann nur vermuten, dass  es durch die momentane Kriegssituation in der Ukraine bedingt war, dass der Dirigent dem russischen Pathos des abschließenden Bilds, Das große Tor von Kiew, Einhalt gebot, dieses Finale zwar laut und wuchtig erklingen ließ, es aber klanglich und interpretatorisch schon irgendwie in der Nähe eines Shostakovich zu positionieren wusste.

Nach der ersten Pause kam dann noch Wynton Marsalis‘ Jazz at Lincoln Center Orchestra hinzu, um dessen 4. Symphonie,  The Jungle zu spielen. Dieses 65 Minuten dauernde Werk ist stark Jazz-orientiert und eine Huldigung an die Stadt New York. Marsalis, der nicht nur im Jazz, sondern auch in der Klassik zu Hause ist, hat mit The Jungle ein aufregendes und immens farbiges Werk komponiert, dessen sechs Teile verschiedene Bilder und Stimmungen New Yorks wiedergeben. Marsalis verfällt in seiner 2016 komponierten Symphonie keinen amerikanischen Klischees, sondern schafft ein Werk mit größter Spannweite an Emotionen, Rhythmen und Farben.

Cristian Macelaru
(c) Alfonso Salgueiro

Das unvergleichliche Jazz at Lincoln Center Orchestra begeisterte mit einer absoluten Präzision und Dynamik. Beide Ensembles, OPL und JALCO, wurden von Cristian Macelaru zu einem einzigen Klangkörper zusammengeschweißt, der erstklassiges Musikzieren hundertprozentig garantierte. Jubel und Standing Ovations gab es vom Publikum in der ausverkauften Philharmonie. Bei der anschließenden Zugabe durften sich verschiedene Solisten des Orchrsters mit Improvisationseinlagen als Jazz-Musiker beweisen und musizieren so zusammen mit den Kollegen aus New York. Nach einer zweiten Pause gab es noch eine kürzere nicht weniger begeisternde Session, die alleine von den Musikern des Jazz at Lincoln Center Orchestra bestritten wurde. Wynton Marsalis, der Leiter des Ensembles,  saß bei  The Jungle und der letzten Session als Trompeter mitten im Ensemble.

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