Jordi Savall
(c) David Ignaszewski

Ob hin zur Seidenstraße, in den Orient, nach Armenien oder in den Balkan, Jordi Savall ist oft der perfekte musikalische Reisebegleiter. Am Dienstag, als er mit seinem Concerts des Nations in der Luxemburger Philharmonie gastierte, standen jedoch Werke von Jean-Férie Rebel, Georg Philip Telemann und Christoph Willibald Gluck auf dem Programm, Werke, die sich mit der Natur und den Elementen auseinandersetzen. Alain Steffen berichtet.

Das Konzert begann mit Rebels für die damalige Zeit (1737) revolutionärem Stück Les Elements, das Savall allerdings in einer gekürzten Fassung spielen ließ. Vor allem die Einleitung Le Chaos mit ihrer Cluster-Klangtraube, weswegen das Stück auch so berühmt wurde, war etwas noch nie Dagewesenes. Heute mag dieser Beginn relativ zahm erscheinen, aber für die damalige Zeit war das schon revolutionär. Diese berühmten Cluster-Klangtrauben wurden dann erst wieder Anfang des 20. Jahrhunderts wiederentdeckt, beispielsweise in Strauss’ Alpensymphonie oder in Werken von Henry Cowell, Bela Bartok oder György Ligeti. Le Concert des Nations präsentierte sich in blendender Verfassung, wenngleich die Holzbläser im großen Saal der Philharmonie nicht so recht zur Geltung kamen. Savalls Kunst besteht u.a. darin, immer genau den richtigen Duktus zu finden. Das merkte man sehr schön bei Telemanns Wassermusik, Hamburger Ebbe und Fluth, bei dem sich melodiöser Fluss und rhythmische Akzente perfekt ergänzten. Das ist entscheidend, denn Telemann beschreibt hier den stets pulsierenden Lauf des Wassers, dies oft in Verbindung mit Elementen der antiken Mythologie, wie aus den einzelnen Sätzen hervorgeht.

Auch Christoph Willibald Glucks Ballet pantomime Don Juan, ou le Festin de pierre war ein purer Hörgenuss. Glucks Szene spielt auf dem den Friedhof, wo der steinerne Komtur Don Juan auffordert, seinen Lastern abzuschwören, was dieser allerdings verweigert und so von der Hölle verschlungen wird. Das Chaos von Rebell findet in dieser letzten Furien-Szene von Glucks Don Juan ihr Pendant, so dass das Konzert dann auch mit Urgewalt zu Ende ging.

Le Concert des Nations, und das merkte man in jedem Takt, ist ein eingeschworenes Team, das auch an diesem Abend perfekt funktionierte. Savall selbst brauchte nur noch die Ideen zu geben und das Ensemble reagierte schnell und präzise. Klanglich ausgewogen, spieltechnisch atemberaubend und von der Werkauswahl wieder einmal hochinteressant: ein Konzert der Sonderklasse. Für das begeisterte Publikum gab es anschließend noch zwei Zugaben.

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