Gustavo Gimeno
(c) Alfonso Salgueiro

Beim aktuellen Konzert des ‘Orchestre Philharmonique du Luxembourg’ stand wieder der Chef, also Gustavo Gimeno, am Pult. Wie diese Beteiligten und die beiden Solistinnen, die Geigerin Vilde Frang und die Sopranistin Camilla Tilling, den Abend gestalteten, kann Uwe Krusch für Pizzicato berichten.

Wie schon beim ‘Aventure+’-Konzert erklang wieder ein wenig gespieltes Werk am Anfang. Eigentlich ist das Klavierquartett von Gustav Mahler ja kein unbekanntes Werk. Es hat sogar den Eingang ins Kino, in den Film ‘Shutter Island’ gefunden. Hier jedoch erklang die Bearbeitung für Orchester von Colin Matthews, die den Titel ‘Nicht zu schnell’ trägt. Mit großer Orchesterbesetzung wie dreifachem Holz, Harfe und Schlagzeug hat Matthews diese Version gestaltet. Zunächst deckte sich die Aufführung nicht mit dem neuen Titel, zumindest wirkte es zu schnell. Davon abgesehen zeigt das Werk einige beeindruckende Momente auf, die die Intentionen des Originals sensibel mit neuer Farbe anstreichen oder sogar die Gedanken weiterführen. Insgesamt aber war der Eindruck, dass das Werk zu dick instrumentiert ist und deshalb bevorzuge ich das Original.

Das Solokonzert des Abends war das Erste Violinkonzert von Bela Bartok. Der Komponist hat es einer Geigerin, seiner Landsfrau Stefi Geyer, zugedacht. Hier spielte die junge norwegische Geigerin Vilde Frang den Solopart. Mag ihre äußere Erscheinung, gerade auch in ihrem hellen Kleid, blässlich wirken, so kann man das zum Glück von ihrem Spiel nicht behaupten. Vielmehr legte sie von Beginn an so viel Emphase in ihr Spiel, dass dieses übertrieben wirkte. Das lag vor allem an dem anfangs so heftigen großen Vibrato, dass selbst der Bogen erschüttert wurde. Diese Einstimmung mag gewollt gewesen sein, um das mit der Musik ausgedrückte Liebeswerben und Leiden von Bartok um Stefi Geyer auszudrücken, war aber in dieser Intensität eher nachteilig. Im Laufe ihres Spiels entwickelte sie dann aber eine intensive, überzeugende Deutung. Das Zusammenspiel mit dem Orchester bzw. seinen Solisten gelang weitgehend homogen. Das Stück ist weder einfach im Solopart noch im Orchester, vom Zusammenspiel ganz zu schweigen. Trotz des wenig aussagekräftigen, mitunter sogar irritierenden Dirigats gelang dem Orchester eine weitgehend saubere Leistung, die meist mit dem Solospiel zusammentraf.

Als Zugabe hatte sich Vilde Frang den dritten Satz der ersten, Joseph Szigeti gewidmeten Sonate von Eugene Ysaÿe ausgewählt. Diese an Bach anklingende Komposition, weil Szigeti diesen Komponisten besonders liebte, musizierte sie mit nobler Eleganz, die sowohl Ysaÿe als auch Bach anklingen ließ. Frang zeigte dabei ihre Sensibilität.

Nach der Pause erklang wiederum Mahler, die Vierte Symphonie. Dieses Werk erlebte eine hörenswerte Deutung durch ein ausgezeichnet disponiertes Orchester. Sicherlich können andere Orchester diese Musik noch ausgefeilter, noch exquisiter gestalten. So könnten etwa die kammermusikalischen Momente in der Partitur noch zurückgenommener oder solistische Partien noch akzentuierter erklingen. Aber dann bekommen sie auch stärkere Impulse vom Dirigentenpult. So waren Zusammenspiel, solistische Beherrschung und musikalischer Ausdruck famos. Ihren expliziten Anteil daran hatte auch die Sängerin, die im vierten Satz ‘Das himmlische Leben’ aus des Knaben Wunderhorn sang. Ihr gelang es, die überirdische Stimmung mit leichter, aber nicht oberflächlicher Stimme und Stimmung darzustellen. Gegenüber der CD-Aufnahme dieser Symphonie hat das OPL damit eine neue Solistin für die Spanien-Tournee, die den Gestus dieses Gedichtes und damit der Musik wunderbar trifft.

 

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