Die auf den Dirigenten Erich Leinsdorf und das Jahr 1964 zurückgehende Gründung der Boston Symphony Chamber Players hat ein Ensemble aus den Solisten des Orchesters in Szene gesetzt, dass seine Mitglieder je nach Bedarf aus dem Orchester oder auch Gästen nimmt und so eine große Bandbreite an Werken spielen kann. Auch in der Philharmonie Luxemburg konnte man diese Vielseitigkeit erfahren, meint Pizzicato-Mitarbeiter Uwe Krusch.
Mit einem gewissen Schwerpunkt auf den Streichern gab es zu Beginn das Oboenquartett von Mozart und am Ende das orchestral anmutende und umfangreiche Klavierquintett von Johannes Brahms zu hören. Dazwischen durften sich die Bläser im Sextett von Francis Poulenc tummeln. Hier und bei Brahms kam dann der Gast ins Spiel, der inzwischen im achten Lebensjahrzehnt immer noch ohne Abstriche aktive amerikanische Pianist Garrick Ohlsson, bis heute der einzige Gewinner des internationalen Chopin-Wettbewerbs aus den USA.
Wie nicht anders zu erwarten, wenn lauter Stimmführer und Solisten sich ein Stelldichein geben, stand die Beherrschung der Materie nicht in Frage. Das Oboenquartett erfreute sich einer durch und durch klaren Wiedergabe, bei der der Holzbläser charmant die notwendige Pflege seines Instrumentes in den Satzpausen begleitete.
In der Mitte des Programms stand dann das Sextett von Poulenc, bei dem die fünf üblichen Bläser eines Holzbläserquintetts, also Flöte, Oboe, Klarinette, Bassoon, der französischen Form des Fagotts sowie das Horn, das hier eben mal Holzbläser wird, auf den Konzertflügel trifft. Sowohl die muntere frische, manchmal auch heute noch modernistisch klingende Welt des Francis Poulenc, die das pralle und auch das gemütliche Leben in Paris zu schildern scheint, wurde mit einer ebenso genüsslichen und zupackend frischen Art und Weise zu Gehör gebracht, wie es das Stück nahelegt. Im Nachhinein muss man feststellen, dass hiermit der Höhepunkt des Abends präsentiert wurde. Erstaunlicherweise trat bei diesem Sextett ein Phänomen nicht auf, das später das Klavierquintett beeinträchtigte, obwohl Bläser lautere Instrumente sind als die der Streicher.
Den Höhepunkt hätte man vorab beim Klavierquintett von Brahms vermutet. Und sicherlich wurde das Werk in einer durch und durch gereiften Interpretation angeboten. Dazu trug auch das formidable, sichere und auch kammermusikalisch eingefügte Spiel des Pianisten bei, der sich auch hier aufmerksam einfügte, was auch nicht durch die nicht immer geschickte Art seines Notenwenders nicht gestört wurde. So entwickelten die Musiker, die vom Trio bis zum Quintett die Eigenheiten des Werkes mit Sicherheit ausloteten, eine stimmige und auch ansprechende Deutung des Werkes. Allerdings blieb die faszinierende Sogwirkung, die das Quintett entfalten kann, aus. Das lag zum einen daran, dass der von mir und vielen anderen geliebte Kammermusiksaal manchmal an seine akustischen Grenzen stößt. Gerade bei Einschluss eines Flügels wird ein solches Klangvolumen erreicht, dass die Töne sich zu Wolken ballen können und wenig Chance bieten, noch die Feinheiten zu erkennen. Außerdem, und das lag dann an den Musikern, entstand der Eindruck, dass sie das Werk absolvierten und mit Herzblut sparten. Dieser Umstand, den man auch sonst feststellen konnte, scheint vor allem dann aufzutreten, wenn die Musiker technisch so versiert sind, dass sie keine Schwierigkeiten haben und alles spielen können. Diese hier schienen sich darauf auszuruhen. Dass ich denn wohl nicht allein diesen Eindruck hatte, zeigte sich an dem gesitteten Applaus, der weder zu einer Zugabe anspornte noch eine forderte, so dass der Abend dann recht abrupt endete.