Jukka-Pekka Saraste
(c) Felix Broede

Das rezente Konzert des Philharmonischen Orchesters Luxemburg (OPL) wurde mit zwei Änderungen auf die Bühne gebracht. Es erklang die Siebte Symphonie von Antonin Dvorak statt der Vierten von Shostakovich. Und das Solo für das Cellokonzert desselben Komponisten spielte Sol Gabetta statt des verhinderten Truls Mørk. Uwe Krusch hat dieses Konzert gehört.

Direkt mit dem großen Cellokonzert startete der Abend, so dass Gastdirigent Jukka-Pekka Saraste sofort auf beide, die Solistin und das Orchester, eingehen musste. Dem Dirigenten aus der Riege namhafter finnischer Meister des Taktstocks machte das jedoch keine Schwierigkeiten. Vielmehr hatte er die Zügel hier ebenso wie später in der Symphonie sicher in der Hand und konnte sie je nach Bedarf straffen oder auch lockerer lassen. Eher sparsam in den Gesten, sehr aufmerksam und eher streng blickend, koordinierte Saraste die beiden Partner sicher. Auch mit seiner dezenten Zeichengebung konnte er Impulse und Einsätze so anzeigen, dass sich überzeugende Interpretationen seiner Hand entwickelten.

Sol Gabetta
(c) Sébastien Grélbille

Bei der Symphonie, die gerade vor einem Jahr unter Leonidas Kavakos schon einmal erklungen war, zeigten die Beteiligten eine voll erblühte Gestaltung von starkem Wuchs. Sie wucherte nicht tropisch, aber bei weitem war sie auch nicht arid. So durfte etwa der Furiant-Rhythmus im dritten Satz seinen böhmisch Charme ausleben, ohne sich anbiedernd volkstümlich auszutoben. Das Orchester präsentierte sich in hervorragender Form. Allen voran glänzten der Solohornist und seine Gruppe, boten doch an diesem Abend beide Werke schöne und große Solopartien für das Horn.

Sol Gabetta, die wegen der großen Zustimmung des Publikums für ihre Interpretation von Dvorak noch eine Zugabe zusammen mit dem Orchester spielte, näherte sich dem Dvorak-Konzert mit einem immer honorig feinen Gestus, der nichts Grummelndes hatte. Natürlich hatte sie das Konzert nicht gänzlich neu einüben müssen. Trotzdem muss sich auch eine große Solistin immer auf seine eine plötzliche Herausforderung einstellen. Das gelang ihr ausgezeichnet. War sie gerade vor gut drei Monaten als Kammermusikerin mit Patricia Kopatchinskaja in Luxemburg gewesen, so erwies sie sich auch hier nicht nur als Zweitbesetzung. Mit geradezu mittanzenden Körperbewegungen zu Orchesterpassagen unterstrich sie zwar auch ihre Bühnenpräsenz, ließ diese aufmerksamkeitsheischende Art aber nicht auf ihr Spiel übergreifen. Dabei war sie ganz in Gemeinschaft mit Dirigent und Orchester. Gemeinsam schufen sie eine mehr als veritable Deutung des Konzertes.

Man meinte förmlich zu spüren, dass das OPL mit einem sehr namhaften und fordernden Gastdirigenten und einer Solistin, die ebenso bekannt und vielleicht noch mehr beliebt ist, noch mal konzentrierter an seinen Pulten agierte und alles gab. Das führt dann weit überwiegend zu klarer struktureller Darstellung und musikalisch vielschichtiger Ausleuchtung der Musik. Kleinste Unklarheiten oder Undeutlichkeiten in der Formulierung fielen da nicht weiter auf. Und so zeigte das OPL wieder eines seiner sehr guten Konzerte.

 

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