Im Gegensatz zu vielen anderen Orchestern hat die 1958 von Neville Marriner gegründete Academy of St Martin in the Fields absolut nichts von ihrer Frische verloren. Das Ensemble, so fand Pizzicato-Mitarbeiter Alain Steffen, wirkt beim Musizieren wie ein Jungbrunnen.
Marriner zu ersetzen war sicherlich schwierig gewesen, die erste Konzertmeisterin Iona Brown hatte nie das Charisma gehabt wie eben Marriner. Mit Joshua Bell, der die Academy nun seit 2011 als erst zweiter Chefdirigent ihrer Geschichte leitet, hat man einen ebenso würdigen, wie hochkarätigen Nachfolger gefunden. Als primus inter pares und Violinist leitet es das Orchester von der ersten Violine aus. Damit unterstrich er auch die Tatsache, dass die Academy of St Martin in the Fields sowohl Symphonieorchester wie auch Kammermusikensemble ist. Und das konnte das Publikum an diesem Abend auf schönste Weise erleben.
Bereits mit den 3 Stücken aus Carnaval von Robert Schumann in der stimmigen Orchestrierung von Maurice Ravel durfte das Orchester glänzen. Bell unterstrich dabei die hellen, optimistischen und vorwärtsdrängenden Charakteristika der Musik, etwas, das sich dann auch in den beiden folgenden Werken wiederholen sollte. Wunderschön gelang der Academy das unterschätzte, wenn auch etwas reaktionäre Violinkonzert von Samuel Barber.
Joshua Bell, der auch den Solopart übernommen hatte, begeisterte mit einer makellosen und faszinierenden Interpretation, die ganz der Musik selbst gewidmet war und somit keine musikalischen Erklärungen suchte resp. neue Wegen zu gehen versuchte. Optimistisch und frisch, dazu wunderbar leicht und virtuos gespielt erklang Robert Schumanns 2. Symphonie nach der Pause. Joshua Bell hatte das Ensemble bestens eingeschworen und brauchte von seiner Violine aus nur manchmal ordnend oder besser formuliert, stimulierend einzugreifen. Die Academy spielte wie eine gut geölte Schweizer Uhr, präzise, aufmerksam und mit viel innerer Beteiligung. Kein Wunder also, dass nach dem letzten Ton der Großteil des Publikums begeistert aufsprang und die Academy und Joshua Bell für dieses hundertprozentige Konzert mit Standing Ovations und jubelndem Applaus lautstark feierte.