Am Freitagabend hatte das Luxemburger Rote Kreuz zu einem Benefizkonzert mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg eingeladen, dessen Erlös den Opfern des Krieges in der Ukraine zukommen soll. Vor vollbesetztem Saal spielte das OPL Chopins Erstes Klavierkonzert und die 2. Symphonie von Serge Rachmaninov. Gerade diese urrussische Symphonie in einem Konzert für die Opfer des Krieges in der Ukraine? Unser Mitarbeiter Alain Steffen äußert da gewisse Bedenken.

Musik an sich ist weder gut noch böse. Und ich bin der festen Meinung, dass man auch im Moment dieses Ukraine-Krieges russische Komponisten weiter spielen sollte. Rachmaninov hat mit Putin so wenig zu tun, wie Beethoven mit Hitler. Doch gerade bei einem Benefizkonzert für die Ukraine ein Werk wie Rachmaninovs pathetische und urrussische 2. Symphonie als Hauptwerk ins Programm zu nehmen, scheint mir doch zumindest diskussionswürdig. Diese für ihre Zeit stilistisch rückwärtsgewandte und der Tradition verhaftete Symphonie mit ihrem russischen Weltschmerz und der nostalgischen Rückbesinnung auf den « Glanz einer großen (verlorenen) Zeit“ steht für mich persönlich genau für dieses großrussische Reich, das Putin anstrebt. Demnach eine heikle Entscheidung, selbst wenn Rachmaninovs Musik dabei völlig unschuldig ist. Und wenn es denn schon russische Musik sein musste, warum hat man nicht auf eine regimekritische Shostakovich-Symphonie zurückgegriffen? Oder auf ein Werk wie Sibelius 2. Symphonie, die musikalisch für die Unabhängigkeit (Finnlands von Russland) steht? Und warum nicht auf ein Werk des bekannten ukrainischen Komponisten Valentyn Sylvestrov?

Bruce Xiaoyu Liu

Doch kommen wir zum Wesentlichen, nämlich zum Konzert. Der Pianist Bruce Liu, den das Publikum bereits im Februar im Kammermusiksaal erleben konnte, spielte einen absolut phänomenalen Chopin, bei dem sich Feinschliff, technische Brillanz und spielerische Virtuosität aufs Schönste ergänzten. Gerade durch diese Vielschichtigkeit in der Interpretation, wurde Chopins Klavierkonzert ungemein aufgewertet. Dirigent Lionel Bringuier öffnete den Orchesterklang, so dass Chopins Musik leicht und luftig, aber immer prägnant und klar daherkam und dem Pianisten einen idealen Klangteppich bot.

Lionel Bringuier
© Jonathan Grimbert-Barré

Mit der gleichen Ernsthaftigkeit interpretierte Bringuier dann auch Rachmaninovs 2. Symphonie und distanzierte sich von dem orchestralen Pathos und der Larmoyanz, die diesem Werk anhängen. Virtuos, mit zügigen Tempi und einer klaren Klangvision vermochte er dem Werk ein gesundes Relief zu verleihen und dabei das Potential der OPL-Musiker bestens in Szene zu setzen. Großes Lob für die besonders geforderten Holzbläser und vor allem für den Soloklarinettisten des Orchesters, der seinen langen Part im 3. Satz mit vollendeter Schönheit und wunderbarem Stilgefühl spielte. Als Zugabe spielte das OPL dann noch den Slawischen Tanz Nr. 2 op. 72 von Antonin Dvorak, der auf eine ukrainische Dumka zurückgeht.

Wer das Rote Kreuz und somit die Menschen in der Ukraine finanziell unterstützen will, kann dies durch eine Überweisung auf das Konto CCPL LU52 1111 0000 1111 0000 tun.

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