Georges Lentz
(c) Stanley Ciccone/Universal Edition

Als europäische Erstaufführung  erklang am Freitag in der Luxemburger Philharmonie das Violinkonzert ‘…to beam in distant heavens…’ des in Australien lebenden luxemburgischen Komponisten Georges Lentz, ein Auftragswerk des Luxemburg Philharmonic und des Sydney Symphony Orchestra. Alain Steffen berichtet.

Der luxemburgische Musiker und Komponist, der ja schon lange in Australien lebt und dort Violinist beim Orchester aus Sydney ist, beweist wieder einmal, dass er ein erstklassiger Komponist mit einer sehr persönlichen Sprache ist. Sein Violinkonzert (2018-2023) ist mit seinen 35 Minuten einerseits ein faszinierendes Klanggemälde, andererseits aber auch ein harter Brocken. Lentz arbeitet fast minimalistisch und überlässt der Geige den Vorzug. Während einer halben Stunde lamentiert, hinterfragt und kommentiert die Solistin Arabella Steinbacher die Musik und agiert quasi alleine in diesem sehr auf das Instrument konzentrierten Werk. Das Orchester bleibt meist und bis auf wenige Ausnahmen im Hintergrund. Lentz versteht es, die Violine zum Sprechen zu bringen und seine Musik auch räumlich zu positionieren. So spielen beispielsweise einige Geigen hinten im Saal, während Steinacher ihren langen Monolog quasi off-stage beginnt. Die musikalische Sprache ist ernst, mal qualvoll, mal nachdenklich. Doch immer wieder blitzen kurz wunderschöne Phrasen wie Diamanten auf. Trotzdem überwiegt der Endzeitcharakter der Musik, mit dem der Komponist auf unseren sterbenden Planeten aufmerksam machen will. Allerdings nicht mit erhobenem Finger, sondern  in sich kehrend, rückblickend, fragend. Am Anfang und am Schluss gibt es harte, drohende Paukenschläge. Ende oder Anfang? Resignation oder Aufwachen?  Ein großartiges Werk mit einer großartigen Arabella Steinbacher, der präzises, expressives und schönes Spiel in jedem Moment begeistert.

Gustavo Gimeno
(c) Alfonso Salgueiro

Nach der Pause folgte Gustav Mahlers 5. Symphonie. Das Luxemburg Philharmonic ist in der Zwischenzeit sehr sicher in diesem Repertoire geworden. Trotzdem braucht es zwei Sätze, bis sich die Musiker wirklich gefunden haben und auf gewohnt sicherem Niveau spielen. Ab dem 3. Satz erlebt das Publikum dann einen erstklassigen Mahler, der ohne interpretatorische Experimente auskommt. Gustavo Gimeno hat sich für eine geradlinige, ja klassische Interpretation entschieden und dabei den Solostimmen viel Raum gegeben. In erster Linie muss man das kompakte Blech und die wunderbar intonierende Cellogruppe herausheben. Viel Applaus für die Soloeinlagen von Adam Rixer, Trompete, und insbesondere für Leo Halsdorf, dessen Hornspiel sich im 3. Satz auf Weltklasseniveau bewegte. Überhaupt glänzte das Orchester, von den wenigen Intonationsproblemen in den ersten beiden Sätzen einmal abgesehen, durch ein engagiertes, spielfreudiges und klangschönes Spiel.

  • Pizzicato

  • Archives