Evgeny Kissin
(c) Philharmonie Luxembourg

Beim Konzert mit Evgeny Kissin und der Deutschen Radiophilharmonie Saarbrücken Kaiserslautern unter Pietari Inkinen gab es zweimal Standing Ovations, denen sich unser Mitarbeiter Alain Steffen aber diesmal nicht anschließen konnte.
Der Geburtstag von Sergej Rachmaninov verpflichtet und fordert somit jeden hochkarätigen Pianisten auf, sich noch einmal intensiv mit seiner Musik zu beschäftigen. Das hatte Kissin dann auch getan und präsentierte dem Publikum eine erstaunlich abgespeckte und zurückgenommene Interpretation des 3. Klavierkonzerts. Das Konzept war interessant, denn es zeigte einen viel feineren und intimistischen Rachmaninoff, der von starken Kontrasten lebte. Kissins Spiel war an sich herausragend, allerdings schien er nur für sich zu spielen und fand resp. suchte keinen richtigen Kontakt zum Orchester und zum Dirigenten. Fast stoisch spielte er seinen Part, quasi ohne Rücksicht auf Verluste.
Inkinen, so bemüht er auch war, seinen Solisten ordentlich zu begleiten, kam mit seinem Orchester auf keinen grünen Zweig. Vielleicht täuschte auch der Eindruck, aber ich hatte nie das Gefühl als wollten die Musiker der DRP wirklich ihr Bestes geben. Erstaunlich wackelig waren viele Einsätze, das Orchester klang dünn und ohne Körper, die Blechbläser, vor allem die Horngruppe z.T. regelrecht unschön. Nein, eine Dynamik und Spielfreude wollte da nicht aufkommen. Umso erstaunlicher, dass das Publikum diese doch sehr mittelmäßige Interpretation so begeistert hinnahm. Aber manchmal bewirken ja große Namen wirklich Wunder. Evgeny Kissins Genie blitzte dann aber endlich ganz am Ende noch einmal auf, und zwar in den beiden Walzer-Zugaben von Frédéric Chopin und Johannes Brahms. Nach der Pause dann folgten die drei ersten Tondichtungen aus Bedrich Smetanas Zyklus Ma Vlast, die dem Dirigenten und seinem Orchester besser gelangen. Trotzdem hatte ich den Eindruck, dass das Orchester mit der Akustik der Philharmonie nicht gut zurechtkam. Vysherad erklang noch recht zögerlich, die DRP ließ es hier noch an Farben und Innenspannung fehlen, kam aber spieltechnisch etwas besser in Gang. Schön war dann Vltava, und auf die Moldau hatten sich wohl viele so richtig gefreut, denn nach einer zu subtilen, feinen und nuancenreichen Interpretation, gab es fröhlichen Zwischenapplaus. Zum Schluss folgte Sarka, eine sehr dramatische Tondichtung, bei der in der Interpretation von Inkinen und seinem Orchester leider auch der letzte Schliff fehlte. Zu kontrolliert, zu flach war auch hier wieder die Wiedergabe und hinderte die Musik am Atmen. Ein nur ordentliches Konzert also, das einem aber wohl kaum lange in Erinnerung bleiben wird.

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