Riccardo Chailly
(c) Teatro alla Scala

Als wollte er den Schmerz und die Schönheit der ganzen Welt darstellen: So empfand unser Mitarbeiter Alain Steffen Riccardo Chaillys Pathétique mit dem Orchester der Scala in der Luxemburger Philharmonie.

Ungewohnt ernst erschien der Maestro, ungewohnt ernst auch das Orchester. Lag es an der momentanen politischen Situation oder am Erdbeben in der Türkei und Syrien, das Tausende von Menschenleben gekostet hat, dass diese musikalische Darbietung zu mehr wurde, als nur zu einem Konzert? Die Pathétique als Mahnmal, als ein musikalischer Wachruf, uns wieder auf unsere Menschlichkeit zu besinnen? Die Leistung der Filarmonica della Scala war überragend, denn die Musiker folgten Chailly mit größtem Engagement und größter Disziplin. Diese in allen Punkten herausragende Interpretation überdeckte dann quasi komplett den ersten Konzertteil mit Arvo Pärts ‘Cantus in Memoriam Benjamin Britten’ und das 1. Violinkonzert von Serge Prokofiev. Die feinziselierte Komposition fand in Emmanuel Tjeknavorian einen exzellenten Interpreten, der mit feinem Spiel und einer makellosen Technik diesem etwas sonderlichen Konzert den Puls fühlte. In einer anderen Programmkonstellation hätte man dieses Konzert vielleicht besser schätzen können, obwohl Pärt und Prokofiev hier wohl unweigerlich als eine Vorstufe zu der, wie gesagt, überwältigenden Interpretation der Pathétique angesehen werden sollten.

Getrübt wurde das Konzert wieder einmal von einem unmöglichen und unmanierlichen Publikum, das lautstark hustete und auch sonst mit bewundernswerter Geräuschkulisse auf sich aufmerksam machte. Vielleicht sollte man wirklich, wie ein Bekannter vorschlug, separate Hust- und Möchtegerne-Karten für das Foyer verkaufen, ein Glas Champagner inklusive. Dann könnten sich diese unzivilisierten Banausen öffentlich zeigen und bei Konzertbeginn nach Hause gehen. Und wir anderen und die Musiker auf der Bühne hätten ein ungetrübtes Musikerlebnis.

  • Pizzicato

  • Archives