Wie Lang Lang ist auch die Pianistin Khatia Buniatishvili eine Musikerin, die polarisiert. Unser Mitarbeiter Alain Steffen zeigte sich sehr enttäuscht vom Konzert, das am 28. November vor vollbesetztem Saal in der Luxemburger Philharmonie stattfand.
Eigentlich war das Konzert ein reines Promotion-Konzert für Buniatishvilis neue CD Labyrinth, eine Lifestyle-Opus mit allerlei kleinen, bekannten Häppchen, ideal also als edle Hintergrundmusik etwa zum Genießen während des Weihnachtsessens. Denn zu mehr wird diese CD wohl nicht taugen, geht man davon aus, dass die Pianistin darauf genau so einen Einheitsbrei bietet wie in ihrem Konzert.
Es war erschreckend zu hören, wie diese begnadete Musikerin und Technikerin ihr Können dazu missbrauchte, Kompositionen quasi für den Eigenzweck zu verfremden und alles gleich klingen zu lassen.
Anders gesagt: Chopin klang wie Couperin, der wie Liszt klang und dieser wiederum genau gleich wie Bach, Schubert und Satie. Da gab es keine stilistischen Unterschiede mehr, keine Liebe zum Detail, alles klang gleich und wurde mit der gleichen aufgesetzten, hyperromantischen Emotionalität gespielt, wobei Buniatishvili bewusst auf eine reine, total überzogene und selbstverliebte Klangschönheit setzte, um damit gezielt das Publikum zu betören. Was ihr leider auch gelang. Doch wo blieben Relief, Tiefe, Akzente, Agogik? Die Musik wurde regelrecht zu Klangschmanzotten à la Richard Clayderman degradiert, doch das Publikum zeigte sich dennoch begeistert und erklatschte sich noch einige Zugaben. Ein bisschen mehr Kritikfähigkeit hätte ich mir schon vom Publikum gewünscht.