Paavo Järvi
(c) Sébastien Grébille

Die Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter ihrem Chef Paavo Järvi und die Geigerin Alena Baeva waren zu Gast in der Luxemburger Philharmonie. Wie dieses Konzert glückte, hat sich Uwe Krusch für Pizzicato angehört.

Wiederum hatte es auch Luxemburg erwischt, diesmal aber die gastierende Deutsche Kammerphilharmonie Bremen unter ihrem künstlerischen Leiter Paavo Järvi, und nicht, wie im September 2019, das Orchestre Philharmonique du Luxembourg. Erneut hatte Janine Jansen ihren Auftritt krankheitsbedingt absagen müssen. Das Violinkonzert von Johannes Brahms erklang nunmehr mit einer anderen Solistin, nämlich Alena Baeva.

Und nochmals wiederum, denn wiederum dirigierte Paavo Järvi ausschließlich Brahms, nachdem er das Mitte 2018 mit seiner Kammerphilharmonie in Luxemburg schon getan hatte. Das Violinkonzert gehörte dabei zum bekannten Repertoire. Die Erste Serenade steht dagegen nicht so oft auf dem Programm. Järvi und die Kammerphilharmonie haben für die Musik von Brahms ein ganz fantastisches Gespür entwickelt, dass sie bei Einspielungen und eben auch auf der Bühne umsetzen.

Für das Solokonzert hatten sich Orchester und Dirigent also kurzfristig auf eine neue Solistin einstellen müssen und auch andersherum. Da die drei Beteiligten aber schon andere Stationen zusammen absolviert hatten, durfte Luxemburg schon ein eingespieltes Team erwarten. Und das wurde auch geboten.

Paavo Järvi
(c) Bruno Fidrych

Dabei blieb Järvi seinem Ansatz treu, einen lebendig gestalteten Brahms zu dirigieren. Das umfasste ebenso äußerst leise und artikulierend feine Stellen wie kräftig formulierte Passagen, in denen das kleine, aber äußerst aufmerksam und präzis folgende Orchester diese Ideen mustergültig umsetzte. Baeva unterstützte diesen Weg oder hatte ihn sogar mit beeinflusst. Jedenfalls hauchte sie die eine Stelle und präsentierte die andere Passage mit solistisch geprägtem Ton. Aber was auch immer sie zusammen formten, es klang zwingend, als könne es nur so sein, voller Geschmack und Eleganz. Manchem mochte das zu schön vorkommen, aber es war beeindruckend. So gespielt mag man die Bedenken der Solisten aus der Entstehungszeit des Werkes verstehen, die etwa wegen des Oboensolos am Beginn des langsamen Satzes die Rolle der Solovioline unterminiert ansahen. In dieser Darstellung wurde das Konzert wirklich zu einem großen Gespräch vertrauter Freunde zwischen Geige und Orchester und blieb nicht ein Solo vor einer Orchestertapete.

Die Solistin rundete ihren Auftritt mit dem ersten Satz aus der fünften Solosonate von Eugene Ysaye als Zugabe ab. Wenn solche Ersatzsolisten auftreten, dann vermisst man Janine Jansen nicht sonderlich.

Die Serenade nahm Järvi als das, was sie ist. Eine sinfonische Vorstudie zu größeren Formen, aber auch als ein wunderbar beschwingtes Werk. Es ist eine leichtere Abendmusik, die aber ebenso sensibel und voller Raffinesse komponiert wurde wie eine Sinfonie. Und so konnte man sie ganz entspannt hören, aber mehr als ersten Sinfonieversuch denn als nur eine übende Studie. Als Besonderheit am Rande kann erwähnt werden, dass sich für die Serenade beide Konzertmeister das erste Pult teilten. Der langjährige Daniel Sepec setzte sich dabei zu dem jüngeren Leonard Fu, Chef des Abends.

Es erklang große Musik, die von wunderbar spielenden Orchestermusikern getragen wurde. Das begeisterte Publikum applaudierte so anhaltend, dass das Orchester erst nach zwei Zugaben gehen durfte. Was lag näher als ungarische Tänze, natürlich von Brahms, der dritte und der zehnte. Auch diese wurden mit der gleichen Sorgfalt dargeboten wie die offiziell programmierten Werke des Abends.

Energie, Bewegung, Emotion

 

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