Herbert Blomstedt
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Es war eines dieser Konzerte, über die man eigentlich keine Worte verlieren soll, weil sie das Dargebotene und Erlebte kaum wirklich beschreiben können meint Pizzicato-Mitarbeiter zum Konzert des Gewandhausorchesters Leipzig unter dem neunzigjährigen Herbert Blomstedt in der Luxemburger Philharmonie.

Dieses Konzert war ein einmaliges Erlebnis und eine musikalische Offenbarung. Mit Beethovens Tripelkonzert und Franz Schuberts großer C-Dur Symphonie standen zwei Klassiker standen auf dem Programm, doch wer gedacht hat, hier würde nur auf Routine gesetzt, der hatte sich gehörig geirrt.

Beethovens Tripelkonzert gab es mit hochkarätigen Solisten: Leonidas Kavakos, Violine, Gautier Capuçon, Cello und Kirill Gerstein, Klavier. Die drei Musiker swingten regelrecht durch das Werk, spielten sich gegenseitig die Bälle zu und dialogisierten resp. trialogisierten auf eine sehr spontane, lebendige und musikantische Weise. Und immer wieder wurden die Orchestermusiker miteinbezogen. Hier ein Lächeln, dort ein Augenzwinkern, der Konzertmeister fungierte als Schaltstelle zwischen den Solisten und den Orchestermusikern und trieb sie zum Mitmachen an. Blomstedt dirigierte das Gewandhausorchester mit sicherer Hand und ließ seinen Musikern enorm viel Raum zur Entfaltung, so dass sie sich diesem Session-Charakter voll hingeben konnten. Kavakos begeisterte wie immer durch seine feine Virtuosität, Capuçon durch seine atemberaubende Poesie und Sensibilität und Gerstein durch eine kraftvolle und zugleich nuancierte Gestaltung.

Nach der Pause folgte dann Schuberts große C-Dur Symphonie. Blomstedt ließ das Gewandhausorchester mit mächtigem Klang aufspielen. Aber es waren die Stilsicherheit und das präzise Gefühl für den inneren Ablauf und die kammermusikalischen Feinheiten, die diese Interpretation unvergesslich machten. Blomstedt beherrschte das Kunststück, den Sound des Gewandhausorchesters voll hochzufahren, dabei aber immer schlank in der Linienführung und transparent in der Architektur zu bleiben.

Unter Blomstedt erblühte die Musik, und alle Nebenstimmen und Soli kamen bestens zur Geltung, so dass der romantische Gehalt der Musik bestens bedient wurde und die Musik mit einer kaum zu beschreibenden Schönheit erklang. Im Gegensatz zu vielen anderen Aufführungen, die wir von dieser Symphonie in Erinnerung haben – und die sie uns oft gründlich vergrämt haben – zeigten Blomstedt und das Gewandhausorchester, dass das Werk aber rein gar nichts mit einem blechlastigen Pathos und mit trägen Tempi am Hut hat. So frisch, so dynamisch und vor allem so wunderbar schön möchte man dieses Werk eigentlich immer hören.

 

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