Uwe Krusch hat sich für Pizzicato ein Konzert ‘angesehen’, was man zunächst irritierend finden mag, ist doch ein Konzert zum Hören da. Aber hier geht es um einen Abend in der Reihe Cine-Concerts. Zu sehen gab es einen der frühen Erfolgsfilme des großen Regisseurs Martin Scorsese, nämlich Taxi Driver.

Mit den noch ganz jungen Robert De Niro, Jodie Foster, Cybill Shepherd und Harvey Keitel wird die Entwicklung eines schlaflosen Taxifahrers gezeigt, der im Laufe des Films immer mehr von den aus seiner Sicht unzumutbaren verwahrlosten Zuständen in New York City angewidert ist, bis er in einem Massaker seinen Bereinigungswut austobt.

Dazu hat einer der großen Filmkomponisten überhaupt, Bernard Herrmann, die Musik geschrieben. Seinen Oscar hat Herrmann zwar für Der Teufel und Daniel Webster bekommen, aber neben mehreren anderen auch eine Oscar-Nominierung für Taxi Driver erhalten. Bekannter geworden ist er vielleicht eher durch seine Kompositionen für Alfred Hitchcock, so Psycho.

Die Partitur von Taxi Driver war der Abgesang von Herrmann, er starb nur Stunden nach Abschluss der Aufnahmesitzung. Die starke Jazz-Sprache ist ungewöhnlich für den klassisch ausgebildeten Komponisten. Er muss irgendwann einen Sinneswandel durchlaufen haben, denn Jazz erweist sich als die einzig logische Wahl für die einsame Welt des Taxifahrers. Herrmann verwendet eine eindrucksvolle Klangpalette, um uns in die Welt des Films zu entführen und des Taxifahrers Persönlichkeit einzufangen. Es ist nicht schwer, sich einen Nachtclub aus den 1970er Jahren vorzustellen, denen Travis auf seinen nächtlichen Taxifahrten durch New York City begegnet. Auf der anderen Seite wird diese schmerzlich einsame Musik durch die wütende Kraft eines Blechbläser- und Schlagzeug-Ensembles ausgeglichen, deren Härte durch Klarinetten und Kontrafagott sowohl gemildert als auch akzentuiert wird. Zwei Harfen fügen eine zusätzliche Bedrohungsschicht hinzu, wenn Travis für seine Apokalyptik Rache an „dem Abschaum, den Hunden und dem Dreck“ nimmt.

Diese Musik entfaltet gerade mit einem saftig aufspielenden Orchester eine berauschende Wirkung und kann die sich immer stärkere emotionale Verstrickung des Protagonisten hörbar machen. Eigentlich kommt dieser Film mit wenig musikalischer Untermalung aus, aber dann ist sie umso wirkungsvoller. Das Orchester der Philharmonie, das Orchestre Phiharmonique du Luxembourg, brachte unter Leitung von Robert Ziegler diese stimmungsvollen Töne zu Gehör. Die Rockjazz-Gruppe mit herausragendem Saxophonisten, ein kleiner Streicherapparat und eine große Bläser- und Schlagwerkbesetzung mit einigen auch im Symphoniekonzert kaum einmal zu hörenden Instrumenten machen diesen Film zu einem neu belebten Klassiker. Mit dieser schon auf 1.000 Zuhörer begrenzten Aufführung und einem Rising Artist im Kammermusiksaal zur gleichen Zeit wurde erst einmal eine erzwungene Pause in der Philharmonie eingeleitet, die das Corona Virus allen Veranstaltungen und Veranstaltern beschert. Viellicht aber auch mal ein Zeitpunkt, inne zu halten und hinterher mit frischem Blick weiter zu machen.

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