Am Donnerstag gab der britische Pianist Benjamin Grosvenor einen Klavierabend im Kammermusiksaal der Luxemburger Philharmonie. Unser Mitarbeiter Alain Steffen zeigt sich begeistert.

Man hörte und spürte es bereits in den ersten Takten von Busonis Bearbeitung von Bachs Chaconne. Hier war mit Benjamin Grosvenor ein Großer am Werk, jemand, der die Musik in jedem Moment erlebte und der sich eigentlich nicht als Interpret individueller Ansichten in den Mittelpunkt stellte, sondern der  vielmehr als Medium, als Vermittler zwischen Komponist und Publikum agierte, mit großer Präsenz und vor allem der Kunst, jedes Werk, jede Note mit einer atemberaubenden Lebendigkeit und Authentizität zu gestalten. Die Bach/Busoni-Chaconne war gewaltig und man spürte, wie das Publikum mitging, den Atem anhielt und von der Darbietung fasziniert war.

Gleiche Intensität, gleiches spielerisches Niveau auch bei Schumanns C-Dur Fantasie, die in Sachen Expressivität jede Grenze zu sprengen schien. Eher kraftvoll erklang Le Tombeau de Couperin von Maurice Ravel, bei dem Grosvenor die Musik markant, kantig, voller Relief und Akzente spielte. Diese UInterpretation durfte auch als innovativ gelten, verließ sie doch den üblichen Weg einer eher kolorierten Ravel-Interpretation.

Eine unerwartete Steigerung kam dann noch zum Schluss. Grosvenor beendete sein anspruchsvolles Programm mit einer atemberaubenden Interpretation der 7. Klaviersonate von Sergej Prokofiev, die er schonungslos düster spielte und dabei den motorischen Rhythmus immer wieder in den Mittelpunkt stellte. Da schwang sehr viel Angst und Hektik mit. Wenig versöhnlich wirkte auch der Mittelsatz, den der Pianist brüchig und fahl spielte. Kein Zweifel, hier wurde die Diktatur, die Unterdrückung der Menschen  angeklagt. Gestern Stalin, heute Putin. Benjamin Grosvenor zeigte, wie hochaktuell Prokofievs 7. Sonate immer noch ist. Ob bei Bach/Busoni, Schumann, Ravel oder Prokofiev, Grosvenor bewies sich als überlegener und  sowohl tiefgründiger wie auch hochvirtuoser Gestalter. Vor allem aber schenkte er uns einen faszinierenden und intensiven Klavierabend, den wohl jeder im Saal noch lange in Erinnerung behalten wird.

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