(c) Sébastien Grébille

Einen großartigen Opernabend in konzertanter Form erlebte unser Mitarbeiter Alain Steffen am Mittwoch im großen Saal der Luxemburger Philharmonie mit Mozarts La Clemenza di Tito.

Kaum eine andere Oper von Wolfgang Amadeus Mozart scheint so für eine konzertante Aufführung prädestiniert zu sein, wie sein letztes Opernwerk La Clemenza di Tito, das szenisch kaum zu realisieren ist. Eine eigentliche Handlung gibt es keine, vielmehr werden permanent Seelenzustände der verschiedenen Figuren dargestellt, dies in Rezitativen,  Arien, Duetten, Terzetten und Chorszenen. Mozart greift in seiner letzten Oper wieder auf die Form der Opera Seria zurück, die Ende des 18 Jahrhunderts ihre Blütezeit längst hinter sich hatte. Doch aus der alten Form scheint eine neue herauszubrechen, die Musik und die Szenen sind wohlausbalanciert, der Inhalt ist hochdramatisch und das Werk scheint z.T. schon auf die spätere Form der Konversationsoper eines Lortzing und Strauss hinzudeuten. Eine nahezu perfekte Balance zwischen Arien, Ensembles und Rezitativen und eine geniale Musik zeugen demnach vom Anbruch einer neuen Zeit.

(c) Sébastien Grébille

Diese Aufführung mit den projizierten Bildern von Alessandro Sanquirico (1777-1849), die Szenen aus seiner Tito-Inszenierung für die Mailänder Scala 1818 zeigen, geht auf die Produktion der Salzburger Pfingstfestspiele von 2021 zurück, deren Intendantin Cecilia Bartoli ist. Sie verkörperte auch den Sesto und zog dabei alle Register ihres unglaublichen Könnens, wenn manchmal auch ein Hang zum Überagieren ihre Interpretation optisch etwas störte. Trotzdem, das was uns Cecilia Bartoli an diesem Abend in der Philharmonie geboten hat, war Weltklasse. Doch auch eine neue Generation von Sängerinnen konnte sich neben der Diva mühelos behaupten. Mélissa Petit (Servilia) und vor allem Lea Desandre (Annio) begeisterten mit einem ebenso kultivierten wie präzisen und schönen Gesang. John Osborn war ein überragender Tito, der insbesondere im 2. Akt großartige Momente hatte. Die kleine Rolle des Publio war mit Péter Kálmán hochkarätig besetzt, glänzen konnte er allerdings mit dieser etwas undankbaren Partie nicht. Da die Sängerin Alexandra Marcellier einige Stunden vor der Aufführung krank wurde und so schnell kein Ersatz gefunden werden konnte, teilten sich Cecilia Bartoli, Mélissa Petit und Lea Desandre die Partie der Vitelia, immerhin eine Hauptrolle, kurzerhand auf.

Exzellent waren Les Musiciens du Prince aus Monaco unter der dynamischen Leitung von Gianluca Capuano sowie der Chor Il Canto di Orfeo.

Langanhaltenden, tosenden Beifall und Standing Ovations gab es zum Schluss für diese in allen Punkten großartige Aufführung.

 

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