Capuçon & Kavakos
(c) Sébastien Grébille

Ein Konzert mit dem Orchestre Philharmonique du Luxembourg (OPL) sorgte, nachdem öffentliche Veranstaltungen in Luxemburg trotz der andauernden Corona-Umstände wieder erlaubt sind, sicherlich nicht nur für Uwe Krusch von Pizzicato für ein befreites Aufatmen und Aufsaugen von auf der Bühne gelebter Kultur nach langer Durststrecke.

Dafür gebührt zunächst einmal auch der Regierung Dank, die unter strengen Auflagen kulturelle Veranstaltungen wieder zugelassen hat und sich damit gegen die allgemeine Handhabung rundum, etwa in Deutschland, stellt. Hoffen wir, dass der Mut belohnt wird.

Das OPL hatte mit Gastdirigent Leonidas Kavakos und dem Cellisten Gautier Capuçon ein konzentriertes Programm aufgelegt. Mit dem ersten Cellokonzert von Haydn gab es ein klassisches Werk des Komponisten, der für seine Symphonien und Streichquartette vorbildstiftend war, weniger für seine Konzerte. Dieses frühe Werk zeichnet eher einen entspannten Dialog zwischen der Solostimme und dem Orchester, als dass es dramatische Gegensätze auslotet. In diesem Sinne war auch die Interpretation angelegt, die den weichen runden Klang insbesondere der Streicher in den Blickpunkt stellte. Attacke sowie Ecken und Kanten kamen nur in den Tonansätzen des Solisten zu Gehör. Ansonsten gestaltete Capuçon mit seinem gepflegt und sonor klingenden Ton, um mit Leichtigkeit und Eleganz das Werk zu interpretieren. Mit technischer Überlegenheit lässt er die melodienreiche Komposition erblühen und übt so seine führende Rolle aus. Dass gleich zu Beginn der Aufführung um 18 Uhr die ersten Geigen ein wenig hinterherhinkten, was den Solisten zu einem Seitenblick veranlasste und später auch mal ein andere Tonlänge spielten als der Solist, wo es gleichlang hätte sein sollen, mag an wenig Vorbereitung, schlicht an Unaufmerksamkeit oder an geringer Praxis liegen. Erst im letzten Satz kam es zu einem aufmerksam und agilen Musizieren, dass dem virtuosen Charakter des Stückes Rechnung trug.

Capuçon & Kavakos
(c) Sébastien Grébille

In dieser mühseligen Saison ist Leonidas Kavakos als Artist in Residence der Philharmonie mehrfacher Gast. Das Mehrfachtalent hatte an diesem Abend den Taktstock in der Hand, um als zweites Werk aus dem Gedächtnis die 7. Sinfonie von Antonin Dvorak zu dirigieren. Auch dabei behielt er das Maß und ließ das Orchester zwar die musikantisch belebten Passagen auskosten, aber verhinderte ein übertriebenes Aufspielen, das auf den provokant haschenden Effekt abstellt. Mit flüssigen und runden Dirigierbewegungen bot Kavakos sowohl dem Publikum optische Reize, auch ohne hier plakativ zu agieren, konnte aber gleichzeitig die gestaltenden und steuernden Gesten wirkungsvoll an das Orchester geben, so dass die Sinfonie eine ebenso wirkungsvolle wie geschmackvolle Darstellung erlebte. Wieder einmal konnten sich alle beteiligten Bläser profilieren. Ebenfalls auffallend agil und konzentriert führte der Stimmführer der zweiten Geigen seine Gruppe und punktete auch mit äußerst klar und exakt gegebenen Einsätzen voller Energie im geforderten Tempo. Einfach überzeugend!

So durfte das Publikum nach der Wiedereröffnung der Philharmonie ein rundum abgewogenes Programm erleben, dass keine grandiosen musikalischen Erfahrungen, aber mit gehaltvoller und trotzdem auch beschwingter Musik einen stimmungsvollen Einstieg bot, der die entwöhnte Kulturgemeinde sozusagen mit Zuckerle wirkungsvoll wieder anfütterte

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