Alle Jahre wieder kann man in den Konzertsälen zur Adventszeit Bachs wunderschönes und versöhnliches Weihnachtsoratorium erleben. In diesem Jahr war es das ‘Concert Lorrain’, das unter der Leitung eines Spezialisten für Alte Musik, nämlich Anrew Parrott, Bachs Meisterwerk interpretierte. Neben dem ‘Dresdner Kammerchor’ standen die Solisten Joanne Lund,  Martha McLorinan, James Gilchrist und Peter Harvey  auf der Bühne der Philharmonie. Alain Steffen war für Pizzicato dabei, aber nur bis zur Pause…

‘Schlafe mein Liebster, genieße die Ruh’. So beginnt die Altistin ihre Arie in der Kantate Nr. 2 ‘Und es waren Hirten in derselben Gegend’. Und dieser Aufruf  schien sich dann auch wie ein Leitfaden durch die gesamte Aufführung zu ziehen. Ich muss allerdings gestehen, dass ich es nicht geschafft habe, diese leblose, langweilige Aufführung bis zum Ende durchzuhalten. Während der Pause beschloss ich, wie so manch anderer Zuhörer auch, einfach nach Hause zu gehen.

Dass dieses Weihnachtsoratorium einfach nicht packen wollte, lag vor allem am betulichen Dirigat von Parrott, das Bachs leuchtender Musik in keinem Moment gerecht wurde. Das exzellente ‘Concert Lorrain’ durfte somit auch nur so gut spielen, wie der Dirigent es zuließ. Die Qualitäten des Orchesters kamen nur in den Soli der Trompete (Russel Gilmore) und der Flöte Patrick Beuckels), sowie in einzelnen anderen Passagen zum Tragen. Im ‘Dresdner Kammerchor’ gähnte man, doch der Gesang war auf allerhöchstem Niveau, wenn auch hier Parrott die Emotionen verpuffen ließ. Bis auf Ausnahme der Altistin Martha McLorian, die entweder keinen guten Tag erwischt hatte oder mit dem Dirigat Parrotts nicht zurechtkam (Schnappatmung bei ihrer Arie), sangen alle anderen Solisten gut. Der Tenor James Gilchrist ist einer meiner Lieblingsinterpreten für das barocke Repertoire und zweifelsohne  einer der besten Evangelisten unserer Zeit. Aber an diesem Abend blieb seine Gestaltung etwas hinter meinen Erwartungen zurück. Exzellente Gesangsleistungen erlebte das Publikum  von Joanne Lund und Peter Harvey.

Es war also alles vorhanden, um eine gute Aufführung zu garantieren. Nur wurde das vorhandene Potential von Parrott nicht genutzt. Zudem erwies sich der Saal zu groß für dieses kleine Ensemble und sein zurückhaltendes Spiel. Vielleicht wäre Parrotts Konzept in einem kleineren Saal besser aufgegangen. So verzichtete ich auf die zweite Konzerthälfte und hörte mir stattdessen im Wagen die herrliche Aufnahme mit der Staatskapelle Dresden und Peter Schreier an.

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