Bei ihrer Erkundung der Klavierkonzerte von Wolfgang Amadeus Mozart binden Andras Schiff und die Capella Andrea Barca immer auch andere Werke ein. So rahmten im aktuellen Konzert die Konzerte Es-Dur, als neuntes registriert, und das 27. in B-Dur die fünfte Symphonie von Franz Schubert. Wie dieser Dreiklang gelang, berichtet Uwe Krusch.
Bereits vor dem Konzert fiel der in dunklem rot mit starker Maserung des Holzes glänzende Bösendorfer Flügel ins Auge, dessen Position schräg zur Bühnenkante den Solisten mit dem Blick auf sein Orchester vorsah.
Von Schiff selber aus Solisten und Kammermusikern für die Salzburger Festspiele zusammengestellt, begleitet ihn dieses Orchester bei seinen Auftritten. Angefangen bei Erich Höbarth, als Konzertmeister auch schon bei den Wiener Symphonikern und dem Concentus musicus sowie als Primarius des Wiener Streichsextetts und des Quatuor Mosaiques aktiv, über seine Pultnachbarin Kathrin Rabus, Konzertmeisterin beim NDR in Hannover bis hin zu Klaus Thunenann, Solist des Fagotts seit Jahrzehnten und Marie-Luise Neunecker, die unter anderem durch die Uraufführung von Ligetis Hamburgischem Konzert in Erinnerung ist, reicht die Palette exzellenter Musizierender.
Dieses Ensemble ermöglichte an diesem Abend eine engagierte und klassisch ausgerichtete Interpretation der drei Stücke, die alle aus sich heraus entwickelt wurden und mit sorgsam geprägten Tempi ein Ebenmaß an künstlerischer Entfaltung boten, die keine Extravaganzen erlaubten, aber eben auch keine Ausrutscher im Sinne aufgesetzter Selbstdarstellung. Unter dem auswendigen Dirigat von Schiff erklang die Schubert-Symphonie in flüssig eleganter Schönheit, die keine Wünsche offen ließ. Wie bedeutsam die Symphonien des jugendlichen Komponisten einzustufen sind, ist vielleicht weniger bedeutsam, wenn man so eine rund fließende Interpretation hört, die zumindest die satztechnische Meisterschaft des Erschaffers verdeutlicht und sicherlich einfach wunderbar zu hören ist. Schiff ließ seine Musiker weitgehend denn musikalischen Atem selbstständig entwickeln und bot sich eher mit gezielten ergänzenden Anzeigen für besonders hervorzuhebende Momente als aufmerksames, aber zurückgenommenes Ensemblemitglied an.
Eröffnet hatte er mit dem Mozart-Konzert, das den Beinamen ‘Jeunehome‘ bekommen hat. Am Ende des Abends, vor der Zugabe, erklang dann das B-Dur Konzert KV 595. Schiff ist einer der wenigen Pianisten, die eine besondere Vorliebe für Bösendorfer pflegen, wie es wohl als erster Ferenc Liszt getan hat. « Einen Bösendorfer zu spielen, erfordert Feingefühl », so lässt Schiff sich zitieren. Damit drückt er aus, was er hat und viele seiner Kollegen, die den Steinway bevorzugen, wohl aus seiner Sicht weniger. Jedenfalls darf man attestieren, dass er dem Instrument viele Klangfarben und Anschlagsnuancen entlocken konnte. Damit gelang es ihm, Differenzierungsmöglichkeiten vor allem in den leiseren Ausdrucksbereichen zu heben und gerade den Mozart-Konzerten eine feinfühlige Intimität beizugeben. Ein Bösendorfer ist sicherlich eher ein Schöngeist im Klang als ein kantig Zupackender. Damit mag man auch dem Geist der Wiener Hammerklaviere des frühen 19. Jahrhunderts näher kommen.
Schiff bot in beiden Konzerten ein köstlich natürliches Spiel, bei dem es ihm gelang, mit virtuos leichtem Anschlag ein ausgefeilt sensibel ausbalanciertes Spiel zu etablieren. Mit wiederum sehr gepflegten Tempi, die insbesondere bei den langsamen Sätzen eher mit ausgesungener Weite als raschem Voranschreiten auffallen, dabei aber nie die Spannung und Gestaltung vermissen lassen, blieb immer die Zeit, die Musik empfindsam atmen zu lassen.
Wenn man gefragt würde, ob einem nach so einem Abend etwas fehlen würde, müsste man das entschieden verneinen. Natürlich gab es nicht Unerwartetes, nichts Neues. Aber das, was zu hören war, war so edel ausgelotet und trotzdem auch von musikalischem Esprit und Fluss getrieben, dass man sich genüsslich schwelgend auf den Heimweg machen konnte.