Sterne steigen dort...; (Albert) Maria Herz: Streichquartett h-Moll op. 6 + Chaconne für Streichquartett nach der Chaconne aus der Partita BWV 1004 von J. S. Bach + 5 Lieder auf Worte von Stefan George für Singstimme & Orchester op. 7 (bearbeitet für Ensemble) + 4 kleine Stücke für Streichquartett op. 5 + Rundfunkmusik für 8 Instrumente op. 9; Christiane Oelze, Sopran, Asasello-Quartett, E-MEX Ensemble; 1 CD Genuin GEN23837; Aufnahmen 2022/23; Veröffentlichung 07.07.2023 (78'28) - Rezension von Remy Franck

Am 19. August 1878 wurde der Kölner Unternehmerfamilie Bing eine Tochter geschenkt, der die Eltern den Namen Maria gaben. Sie wurde musikalisch ausgebildet. Am 21. März 1901 heiratete sie in Köln Albert Herz. Herz war wegen starkem Antisemitismus Ende des 19. Jahrhunderts nach Großbritannien ausgewandert und ließ sich dort mit seiner Frau nieder.

Maria begann zu komponieren und signierte ihre Werke mit ihrem Namen und dem ihres Mannes: Albert Maria Herz. 1914 reiste die mittlerweile sechsköpfige Familie zur Hochzeit des Bruders von Albert Herz nach Köln und musste nach Ausbruch des Ersten Weltkriegs gezwungenermaßen in Deutschland bleiben. Albert Herz wurde in die Armee eingezogen und starb 1920 im Laufe der Grippeepidemie.

Nach der Machtergreifung der Nazis emigrierte Maria Herz 1933 nach England und später in die USA. Sie starb 1950 in New York. Nach 1935 hat sie kaum noch komponiert.

Diese CD von Genuin, die auf dem Cover zwar das Bild der Komponistin, unverständlicherweise aber nicht ihren Namen zeigt, beginnt mit einer gut gemachten und vom Asasello Quartett packend gespielten Bearbeitung für Streichquartett der Chaconne aus Bachs Partita BWV 1004.

Danach folgen die Fünf Lieder auf Worte von Stefan George, deren teils mystische, meistens bedrückte Texte Maria Herz in sehr expressive Musik gekleidet hat, die das geschriebene Wort eindringlich wiedergibt. Christoph Maria Wagner hat die Orchesterfassung für Ensemble bearbeitet und durch die Kondensierung die Ausdruckskraft noch geschärft. Christiane Oelze und dem E-MEX-Ensemble gelingen fesselnde Aufführungen dieser herausragenden Lieder.

Die Vier Kleinen Stücke und das Streichquartett spielt wiederum das Asasello Quartett, und die Musiker loten diese Musik tief aus. Die faszinierende Nuancierungskunst, das subtile Spiel mit den Farben machen aus den beiden Werken etwas ganz Besonderes. Das kontrastreiche, durchhörbare, aufregend artikulierte und stets spannungsvolle Spiel hebt die beiden Herz-Kompositionen auf die allerhöchste Ebene.

Nicht weniger beeindruckend, wenn auch weniger emotional sind die vier Sätze der Rundfunkmusik für acht Instrumente. E-MEX kann die nächtlichen Stimmungen des Andante und des Allegretto genau so aufregend darstellen wie die virtuoseren, verspielten Ecksätze.

Unter dem Strich bleibt die Feststellung, dass die bisher kaum auf Tonträgern vertretene Maria Herz unbedingt wahrgenommen werden muss. Die CD ist für mich eine der beglückendsten Entdeckungen seit langem.

On August 19, 1878, the Bing family of entrepreneurs in Cologne was given a daughter, to whom the parents gave the name Maria. She was musically educated. On March 21, 1901, she married Albert Herz in Cologne. Herz had emigrated to Great Britain at the end of the 19th century because of strong anti-Semitism and settled there with his wife.

Maria began to compose and signed her works with her name and that of her husband: Albert Maria Herz. In 1914, the family, now six, traveled to Cologne for the wedding of Albert Herz’s brother and was forced to stay in Germany after the outbreak of the First World War. Albert Herz was drafted into the army and died in 1920 in the course of the influenza epidemic.

After the Nazis seized power, Maria Herz emigrated to England in 1933 and later to the USA. She died in New York in 1950. She composed very little after 1935.

This CD from Genuin, which features the composer’s picture on the cover but incomprehensibly not her name, begins with a well-done arrangement for string quartet of the Chaconne from Bach’s Partita BWV 1004, played grippingly by the Asasello Quartet.

This is followed by the Five Songs on Words by Stefan George, whose partly mystical, mostly depressed texts Maria Herz has clothed in very expressive music that hauntingly renders the written word. Christoph Maria Wagner has arranged the orchestral version for ensemble and, by condensing it, has sharpened the expressive power even more. Christiane Oelze and the E-MEX Ensemble succeed in giving riveting performances of these outstanding songs.

The Four Little Pieces and String Quartet are again performed by the Asasello Quartet, and the musicians plumb this music deeply. The fascinating art of nuance, the subtle play of color, make these two works something very special. The playing, rich in contrast, audible, excitingly articulate, and always full of tension, raises the two Herz compositions to the very highest level. 

No less impressive, though less emotional, are the four movements of the Radio Music for eight instruments. E-MEX can portray the nocturnal moods of the Andante and Allegretto just as excitingly as the more virtuosic, playful corner movements.

The bottom line is that Maria Herz, hitherto hardly represented on recordings, definitely needs to be noticed. The CD is for me one of the most delightful discoveries in a long time.

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